VON OLIVER GRISS

Über eines sollten sich alle Beteiligten der Aufsichtsratssitzung des TSV 1860 heute im Büro von MAN-Betriebsratschef Saki Stimoniaris im klaren sein: Kommt es wieder zu keiner Entscheidung über den Etat für das kommende Spieljahr, egal in welche Richtung auch, dann gäbe es wieder nur einen großen Verlierer: Den Verein, für den selbst nach dem Zwangsabstieg in die Regionalliga Bayern noch immer mehrere zehntausende Fans schwärmen.

Und die sechs anwesenden Aufsichtsräte (Yahya Ismaik, Robert Reisinger, Thomas Heigl, Karl-Christian Bay, Saki Stimoniaris und Peter Cassalette) sollten auch wissen, dass diese Entscheidung weitreichende Folgen auf die sportliche Zukunft des Traditionsklubs aus München-Giesing haben könnte. Ein positiver Bescheid könnte zudem einen weiteren Schub für die schwere Relegation gegen Saarbrücken geben.

Die Anhänger haben eine Perspektive verdient - und im Fußball im 21. Jahrhundert gehört dazu leider auch das liebe Geld. Mit einem bislang kalkulierten Etat von drei Millionen Euro für die Dritte Liga (zwei Millionen für die Regionalliga) wird man als Marke 1860 hinter den Erwartungen bleiben. Und auch Trainer Daniel Bierofka, aktuell wichtigster Angestellte im Verein, wird sich zweimal überlegen, ob seine Arbeit an der Grünwalder Straße unter diesen Voraussetzungen überhaupt noch Sinn macht.

Sollte der Verein das Geld aus Abu Dhabi ablehnen, dann müssen Robert Reisinger & Co. als verantwortliche Funktionäre andere Lösungswege in der Tasche haben, die dem Profifußball die Zukunft sichern. Und dazu zählen nicht Ablöseangebote für die Anteile von Hasan Ismaik. Er wird nicht verkaufen, egal wie tief die Nadelstiche sind.

Es ist nicht verboten, über das jeweilige Netzwerk Sponsoren und Partner zu gewinnen. In Hamburg beispielsweise, ähnlich chaotisch wie der TSV 1860, scheint nach dem Bundesliga-Abstieg inzwischen im Umgang mit Investor Kühne ein Lernprozess einzutreten. “Ein Kernproblem des HSV in den letzten Jahren war ja”, sagt HSV-Präsident Bernd Hoffmann, “dass wir immer bis zum 28. Januar oder 28. August, am Ende einer Transferperiode, überlegt haben, ob nicht möglicherweise man doch nochmal nach Zürich fahren könnte, um Herrn Kühne Geld aus dem Kreuz zu leiern, um die sportlichen Fehlentscheidungen der abgelaufenen Saison ein bisschen zu korrigieren. Und das darf nicht sein, da müssen wir selbstbestimmt und mit einer Kreativität schaffen, dass wir an diese Art der Zusammenarbeit - nämlich Bittstellerei - nicht wieder hinkommen.”

Reisinger hat jetzt die einmalige Gelegenheit, den Verein nicht nur im schwäbischen Hausfrauen-Style zu verwalten, sondern auch aktiv dem TSV 1860 eine bessere Zukunft zu schenken. Und dazu gehört auch, gemeinsam mit dem Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik die beste Lösung für den Verein hinzubekommen. Das wäre doch ein schönes Geburtstagsgeschenk in eigener Sache - 1860 wird am Donnerstag 158 Jahre alt.