VON OLIVER GRISS

Ja, Robert Reisinger macht es sich doch ein wenig einfach, als der Ober-Löwe am Samstag beim 4:1-Sieg in Bayreuth gegenüber dem “Bayerischen Fernsehen” erklärte: “Das Budget und der Etat für beide Ligen steht bereits seit Wochen fest. Da hat unser Geschäftsführer Michael Scharold hervorragende Arbeit geleistet.” Alles in Butter beim TSV 1860? Mitnichten!

Für die Regionalliga stehen zwei Millionen Euro, für die Dritte Liga drei Millionen Euro zur Verfügung. Was Reisinger bei seiner Darstellung verschwiegen hat: Mit den jeweiligen Etats wird der TSV 1860 keine sportliche Perspektive haben, zumal in Reisingers Zahlenspielchen nicht die Fortführung der lebenswichtigen U21, Geld für weitere Verstärkungen sowie die Vertragsverlängerung von Trainer Daniel Bierofka enthalten sind. Zum Vergleich: Der 1. FC Saarbrücken, unser Relegationsgegner, hatte in dieser Saison rund fünf Millionen Euro zur Verfügung.

Wenn der Präsident über den Profifußball an der Grünwalder Straße spricht, dann bitte auch mit den “echten” Fakten. Genauso sollte Reisinger den Mitgliedern auch endlich reinen Wein einschenken, dass der Umzug ins geschrumpfte Grünwalder Stadion zwar aus emotionaler Hinsicht durchaus positiv, aber in aktueller Konstellation eine Sackgasse ohne Rückfahrschein ist. Heißt: Die Kultstätte wirft nach Abzug aller Kosten nicht nur kaum etwas ab, sondern sperrt viele Fans aufgrund der geringen Kapazität obendrein auch noch aus. Deswegen braucht der TSV 1860 alsbald eine finale Entscheidung in der Stadionfrage: Entweder Ausbau der Giesinger Kultstätte - oder Neubau an einem anderen Platz. Löwen, auf was wartet ihr eigentlich? Einfach aussitzen ist das völlig falsche Signal.

Umso wichtiger ist, dass die beiden Gesellschafter am kommenden Mittwoch aus der Aufsichtsratsitzung mit einer Lösung auseinandergehen, die beiden Seiten hilft: 1860 kann mit einem größeren Etat seine fußballerische Qualität steigern und gleichzeitig sichert Ismaik sein Investment ab. Eine Finanzspritze von zwei Millionen Euro seitens Ismaik sind im Gespräch. Und wer glaubt, dass 1860 nicht auf fremde Hilfe angewiesen ist, der überschätzt die wirtschaftliche Potenz der Blauen.

Egal, wie die Saison-Verlängerung ausgeht: Die ausgegliederte Profiabteilung braucht keine schwammigen Fünf-Jahres-Pläne, sondern eine echte Perspektive. Ein Blick auf die “Ewige Bundesligatabelle” zeigt: Obwohl der TSV 1860 nun seit 14 Jahren nicht mehr erstklassig ist, wird der Verein noch immer unter den Top 25 in Deutschland auf Platz 21 geführt. Und genau in diesem Ranking will der Großteil der Löwen-Fans irgendwann wieder eine Rolle spielen - und nicht auf der Tingeltour über die Fußball-Dörfer Pipinsried, Eichstätt oder Buchbach.