VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Wer Karl Auer nicht mehr kennt: Der Holzkirchner Wurstfabrikant folgte im März 2004 dem mächtigen Karl-Heinz Wildmoser als Löwen-Präsident, nachdem der Großgastronom im Zuge des Arena-Skandals zurücktreten musste. Glorreich war seine Ära beileibe nicht: Er setzte sich in seiner Zeit als Ober-Löwe für die kurzzeitige Rückkehr ins Grünwalder Stadion ein (der Verein schrieb dadurch einen Millionen-Verlust - weil er für die Umbau-Kosten selbst aufkommen musste), Auers inzwischen verstorbener Kumpel Sepp Seidl baute ohne Not einen Parkplatz im unteren sechsstelligen Euro-Bereich am Trainingsgelände - und er organisierte auch eine überkandidelte 1860-Faschingsfeier mit prominenten Gästen (Kostenpunkt über 100.000 Euro). Auer soll laut Wildmoser auch den Catering-Vertrag für die Allianz Arena (2700 Essen Pflichtabnahme) mit unterschrieben haben. Und: Auer hat auch den damaligen Merchandising-Chef Roland Kneißl 2004 überraschenderweise zum Sport-Geschäftsführer gemacht. Seine Begründung: “Bei ihm wusste ich, dass er nicht bescheißt.”

Deswegen überrascht es nicht, dass der 71-jährige Auer jetzt dem zurückgetretenen Fanartikel-Boss Roland Kneißl zur Seite springt, nachdem dieser bei Ismaiks Fanartikel GmbH selbst gekündigt hat. “Es ist eine Sauerei, wie mit einem verdienten Löwen umgegangen wird”, klagte Auer gegenüber dem “Merkur”: “Ich weiß, dass in Kneißls Vertrag steht, dass er alleine zeichnungsberechtigt ist. Aber auf einmal ging alles nur noch mit dem Okay vom Power. Dabei war der maximal ein, zwei Stunden am Tag in der Firma. Und den Fanshop in der Orlandostraße hat er bis heute nicht besucht.” Was nach dieblaue24-Informationen nicht stimmt: Power ist in beiden Fanshops Stammgast - außerdem soll er seit Monaten Pläne für einen Fanshop-Umbau in der Orlandostraße in der Tasche haben.

Auer weiter: “Unmöglich auch, dass ein Ex-Präsident wie Peter Cassalette das Spielchen mitmacht. Er ist der Statthalter vom Ismaik, Ismaik gehört die Firma – also muss er unterrichtet sein und sich äußern. Erst macht er einen auf Fan – dann schlägt er sich auf die Gegenseite. Der ist für mich kein Löwe, das ist doch gar keiner. Solange der Ismaik den Geldbeutel aufmacht, ist er für ihn der Richtige. Tschuldigung, aber so was macht man nicht. Ich weiß überhaupt nicht, was die dem Kneißl vorwerfen?”

In der “BILD” spricht Kneißl selbst. Er kündigt an, vor Gericht zu ziehen. Seine Begründung für den Rückzug: “Die Veränderungen, die die Gesellschafterversammlung für das Unternehmen herbeigeführt hat, machen es mir nicht mehr möglich, meine Geschäfte so zu führen, wie ich es vorher sehr erfolgreich konnte. Ich habe versucht, diese Situation mit den Gesellschaftern zu bereinigen, bin aber auf taube Ohren gestoßen.” Kneißl soll sich Ende November bei der Fanartikel GmbH krank gemeldet haben - Mitte März hat er dann gekündigt. Jetzt geht’s um eine Abfindung.