VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS-FOTO)

Wenn Werner Lorant (69) über seinen TSV 1860 spricht, dann wird meist Tacheles geredet. dieblaue24 telefonierte mit dem Kult-Trainer, der den Verein einst von der Bayernliga bis in die Champions League-Qualifikation gegen Leeds United geführt hatte. Das ausführliche zweiseitige Interview mit dem Waginger vor dem Heimauftakt gegen den TSV Buchbach (Dienstag, 20 Uhr) lesen Sie hier:

dieblaue24: Herr Lorant, die Bayern-Amateure holen immer mehr auf - wird der TSV 1860 trotzdem Meister der Regionalliga Bayern?

WERNER LORANT: Natürlich - wir werden Meister! Ich gehe noch weiter: 1860 wird sich auch in der Relegation durchsetzen und aufsteigen. Was willst du mit den Bayern-Amateuren? Die sind für uns keine Gefahr. Das wäre ja noch schöner. Trotzdem ärgert mich etwas…

Was denn?

Der Verein hätte im Winter reagieren und sich auf dem Transfermarkt verstärken müssen - und sagen Sie mir nicht, dass kein Geld da war. Für alles hat 1860 Geld, aber nicht für die Mannschaft? So, wie sich 1860 im Winter verhalten hat, war das nicht professionell. Ich vermisse die Aufbruchstimmung. Ich bin mir sicher, dass Daniel Bierofka gerne den ein oder anderen Neuzugang gehabt hätte, um auf Nummer sicher zu gehen.

Richtig: Bierofka hätte u.a. gerne Fanol Perdedaj verpflichtet, aber der ging wegen 8500 Euro mehr Gesamtgehalt zum 1. FC Saarbrücken…

Wegen 8500 Euro? Ich dachte, es geht um 85.000 Euro! Dann bin ich ehrlich: Daniel hätte auf den Tisch hauen und sich durchsetzen müssen. Er muss lernen, auch mal unbequem zu sein! Perdedaj hätte das Geld locker wieder reingespielt, weil er die Mannschaft verbessert hätte. Ein Nichtaufstieg käme dem Verein teurer zu stehen. Ich verrate Ihnen mal was.

Nur zu…

Ich kann mich noch gut an meine Zeit bei 1860 gut erinnern: Mein Präsident (Karl-Heinz Wildmoser, d. Red.) wollte Peter Pacult nicht, weil er für ihn schon zu alt war - aber ich habe mich durchgesetzt. Das Ende ist bekannt. Wir sind auch dank Peter in die Bundesliga aufgestiegen.

Der Präsident muss auch mal auf den Trainer zugehen

Die Kommunikation beim TSV 1860 ist sowieso merkwürdig: Erst vor kurzem hat Präsident Robert Reisinger das erste Mal seit Monaten mit Trainer Bierofka gesprochen…

Wie bitte? Das kann ich nicht glauben. Das darf doch nicht wahr sein, dass ich als Präsident monatelang nicht mit meinem Cheftrainer spreche. Ich habe jeden Montag mit Wildmoser gesprochen - ob ich wollte oder nicht. Und ich kann Ihnen sagen: Das waren nicht immer freundliche Gespräche, vor allem nach Niederlagen. Aber wie will man sonst einen Verein verbessern, wenn eine Nichtkommunikation stattfindet? Der Präsident muss auch mal auf den Trainer zugehen. Das gehört sich so.

Mittlerweile wird aufgrund des Sparkurses über die Abschaffung der U21 nachgedacht, die über viele Jahre ein Sprungbrett für viele Löwen-Talente war…

Wenn dieser Irrsinn nicht gestoppt wird, machen sie den Verein ganz kaputt. Ich kann die Gedankengänge, dass man seine U21 abmelden will, überhaupt nicht nachvollziehen. Es ist ohnehin schlimm genug, dass die U19 und U17 erstmals in der Vereinsgeschichte nicht in der höchsten Liga spielen. Was will dieser Klub eigentlich? Ist es das Ziel der Funktionäre, den Verein Stück für Stück immer kleiner und schwächer zu machen? Das Wichtigste im Verein ist neben den Fans die Jugendförderung und dazu gehört auch die U21.