VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS-FOTO)

Daniel Bierofka (39) hat sich nach dem 2:2 in Nürnberg selbst einen imaginären Maulkorb verpasst. Er will weniger reden und sich noch mehr auf die Mannschaft konzentrieren. Das Bierofka-Interview, das seit heute Mittag auf “spox.com” läuft, ist vor rund zwei Wochen geführt worden. Der Löwen-Trainer spricht darin über:

die Erinnerungen an das letzte Derby heute vor genau 10 Jahren: “Ich hatte zuvor schon vier Derbys in der Bundesliga gespielt, aber das war mit Abstand das emotionalste - und bitterste. Chhunly Pagenburgs Foul an Miroslav Klose, das in der Nachspielzeit der Verlängerung zum entscheidenden Elfmeter führte, war eigentlich außerhalb des Strafraums. Schiedsrichter Peter Gagelmann legte es aber kurzerhand hinein. Der Elfmeter musste dann sogar wiederholt werden und den zweiten chippte Franck Ribery in die Mitte. Das war schon richtig frech.”

die Gründe des Zweitliga-Abstiegs 2017: “Wir hatten Spieler, aber keine Mannschaft. Keiner war für den anderen da und es herrschte gar kein Miteinander. In viel zu kurzer Zeit wurden viel zu viele neue Spieler verpflichtet. Eine Mannschaft braucht Zeit, um zu wachsen, aber die bekam sie nicht. Wegen der prekären Tabellensituation waren wir von Beginn an unter Druck und konnten nichts Neues ausprobieren. Pereira ist zwar ein richtig guter Trainer, aber das hilft in so einer Situation nicht.”

die Ausschreitungen der Löwen-Fans beim Relegationsspiel gegen Regensburg: “Die Stimmung war das ganze Spiel über aufgeheizt und ich spürte, dass gleich etwas passieren würde. Es entlud sich aller über Monate aufgestauter Frust der Fans. Für das Image des Vereins war das nicht gut.”

die Rückkehr ins Grünwalder Stadion: “Die Fans können vor dem Spiel in den umliegenden Kneipen etwas trinken, müssen dann nur über die Straße gehen und stehen vor dem Stadion. Das sind englische Verhältnisse und dieses Flair überträgt sich auf den Platz und die Mannschaft. Es wird nur angefeuert, nie gepfiffen und alles ist viel emotionaler als in der Allianz Arena - im positiven Sinne. Leider ist das aber nur eine romantische Momentaufnahme.”

seinen persönlichen Stadion-Traum: “In der 3. Liga dürften wir nach Renovierungsarbeiten noch im Grünwalder Stadion spielen, aber ab der 2. ist das nicht mehr möglich. Einerseits erfüllt es nicht die Lizenzkriterien und andererseits bräuchten wir ohnehin eine größere Kapazität und VIP-Einrichtungen, um höhere Einnahmen zu erzielen. Dann gibt es die Optionen Olympiastadion oder Neubau. Am liebsten hätte ich ein eigenes Stadion, selbst der FC Augsburg hat das geschafft.”

den letzten Kontakt zu Investor Hasan Ismaik: “Im Sommer. Seitdem lässt er mich in Ruhe arbeiten und das ist auch gut so. Sein Statthalter Anthony Power berichtet ihm aber über alles und mit ihm stehe ich im engen Austausch. Letztens meinte er, dass Herr Ismaik mit meiner Arbeit sehr zufrieden sei. Ismaik ist ein Erfolgsmensch, der in der Wirtschaft schon sehr viel geleistet hat. Zwischenmenschlich ist er sehr freundlich. Ich kann mich mit ihm über alles unterhalten und er zeigt Interesse an allen Vorgängen im Klub. Als ich noch die zweite Mannschaft trainierte, wusste er immer genau, gegen wen wir spielen und wann.”