VON OLIVER GRISS UND STEFAN MATZKE (SAMPICS)

Rodnei, Goran Sukalo, Maxi Beister, Ivica Olic, Ribamar und allen voran Sebastian Boenisch - das sind die letzten 1860-Transfers, die mehr oder weniger angeschlagen zum TSV 1860 gewechselt sind. Boenisch, der mittlerweile wieder vereinslos ist, soll sogar gegen den Willen der Ärzte verpflichtet worden sein. Das Ende ist bekannt. Auch deswegen kann Michael Görlitz (30) die Bedenken nachvollziehen, dass er im Trainingslager im spanischen Oliva von den Löwen-Fans kritisch beäugt wird. Er, der zuletzt wegen einer Achillessehnen-OP sechs Monate ausgefallen war, kämpft beim Regionalliga-Tabellenführer um sein Comeback. “Toi, toi, toi: Die Sehne hat überhaupt noch nicht reagiert. Ich denke, ich bin auf einem guten Weg. Nach sechs Monaten macht es richtig Spaß, mit der Mannschaft auf dem Platz zu stehen. Das ist viel besser, als nur mit den Jungs in der Kabine zu quatschen. Das ist unwahrscheinlich geil. Das tut mir gut”, erklärte der einzige 1860-Wintertransfer an der Costa Blanca: “Ich verstehe die Leute, die sagen, der Görlitz ist kaputt. Ich würde sie gerne vom Gegenteil überzeugen.” Daniel Bierofka will Görlitz wieder zu alter Leistungsstärke bringen: “Ich habe in den Vertragsgesprächen mit Biero sofort Vertrauen gespürt. Er hat mir gesagt: Jeder hat eine win-win-Situation.” Als er bei 1860 unterschrieben hatte, schickte ihm Ex-Löwe Basti Maier (Hannover) eine SMS - der Inhalt: “Willkommen im geilsten Klub.”

Was man im Trainingslager sofort erkennt: Der Ball ist auf jeden Fall Görlitz’ Freund. Was der erstliga-erfahrene Profi (Halmstads BK, Schweden) macht, hat Hand und Fuß - doch man sieht auch: Görlitz pumpt auch oft nach Luft. Die Kondition ist noch lange nicht so wie sie sein soll. Deswegen wird der Rückrunden-Start in Nürnberg (24. Februar) für Görlitz möglicherweise nicht realistisch sein: “Es wäre schön auf dem Platz zu stehen, aber wir werden kein Risiko eingehen.” Weil Görlitz im Saison-Endspurt, wenn es dann möglicherweise in die Relegation geht, wichtiger ist.
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Auch deswegen will Görlitz, der sich in Oliva Nova das Zimmer mit Sascha Mölders teilt, kein Ersatz für den an der Achillessehne lädierten Timo Gebhart sein: “Ich hoffe, dass ich ihm bald meine Pässe zuspielen kann. Ich bin kein Gebhart-Ersatz und würde am liebsten mit ihm zusammenspielen.” Um den Aufstieg in die Dritte Liga sicherzustellen: “Bei diesem Umfeld, immer einer vollen Hütte im Grünwalder Stadion: Da müsste der Aufstieg drin sein.” In den letzten Tagen hat Görlitz auch gespürt, wieviele Löwen-Fans er eigentlich in seinem Freundeskreis hat: “Viele haben mir geschrieben, von denen ich gar nicht wusste, dass sie Sechziger sind…”

Was Görlitz im Trainingslager in Oliva auch verriet: Er wird immer mal wieder mit Ex-Löwe Andy Görlitz verwechselt: “Es haben schon viele gedacht, dass ich Andi Görlitz bin. Wenn ich irgendwo beim Arzt war, oder auch in einem Interview. Bei den Bayern-Amateuren haben wir auch kurz zusammengespielt. Wir haben dabei festgestellt, dass wir beide Familienangehörige in Berlin haben, aber wohl nicht miteinander verwandt sind.”