VON OLIVER GRISS

Normalerweise ist “Die Bayerische”, Hauptsponsor des TSV 1860, schnell, wenn es darum geht, sich zu den Vorgängen an der Grünwalder Straße zu äußern. Als sich Fauser-Nachfolger Michael Scharold in der vergangenen Woche der Presse vorstellte, wurde fast zeitgleich eine Meldung aus Neuperlach in die Redaktionen geschickt. Der Inhalt: Vorschusslorbeeren für den neuen Geschäftsführer Michael Scharold. “Mit Herrn Scharold sind die Sechziger auf einem guten Weg, um den Verein strategisch und substanziell neu aufzubauen und damit die Grundlage für weitere sportliche Erfolge zu schaffen”, schrieb die Versicherung.

Als nun der “kicker” am Montag eine pikante Enthüllungsgeschichte veröffentlichte und unsägliche Hintergründe im Innenleben des TSV 1860 offenlegte, u.a., dass Verwaltungsratsboss Dr. Markus Drees in einer Rundmail das Gremium informierte, dass nun eine “Politik der Nadelstiche gegen Hasan Ismaik” gefahren werde, wartet man seit Tagen vergeblich auf eine Stellungnahme der Versicherung, um sich als seriöser Hauptsponsor von den Vorwürfen zu distanzieren.

Politik der Nadelstiche? Politik der Schande!

Auch Präsident Robert Reisinger ist als oberster Repräsentant des Klubs noch immer nicht von Drees’ Verbalgrätsche gegen den Mehrheitsgesellschafter abgerückt. Ist das Teil des Spiels? Anstatt sich von dieser Formulierung, die an Dreistigkeit nicht zu überbieten ist, deutlich zu distanzieren, schweigt der Ober-Löwe. Dass Sascha Königsberg, Stellvertretender Verwaltungsratschef des TSV 1860 e.V., sich in einer Mitteilung nun nicht entschuldigt, sondern den Klub in der Opferrolle sieht, weil vertrauliche und belastende Unterlagen an die Presse gelangen, die das System 1860 offenlegen, zeigt die Unverfrorenheit an der Grünwalder Straße. Er behauptet, dass kein aktuelles Verwaltungsratsmitglied die Dokumente weitergereicht hätte. Würde heißen: Königsberg verdächtigt Richard Ostermeier und Saki Stimoniaris. Eine gewagte und gefährliche These. Dabei wird seit Jahren die Presse mit geheimen Informationen gefüttert, um politische Schachzüge zu setzen. Zur Erinnerung: Ulla Hoppen hatte im Sommer offenbar Zugang zum eigentlich geheimen Kooperationsvertrag wie auch der Wochenanzeiger, der jetzt nicht unbedingt für investigativen Journalismus steht - man kann davon ausgehen, dass nicht die Investoren-Seite das Papier weitergereicht hat.

Gschafteln können sie alle, aber nicht einen großen, immer noch beliebten Traditionsverein wie den TSV 1860 lenken. Dass Daniel Bierofka eigentlich jede Unterstützung im Aufstiegskampf benötigt, auch finanzieller Art, ist den Löwen-Funktionären offenbar fremd.