VON TOBIAS BISCHOF

Es ist das vorgezogene Finale um die Herbstmeisterschaft: 1860 gegen Schweinfurt, Erster gegen Zweiter. Gewinnt der Löwe heute im Grünwalder Stadion (14 Uhr, dieblaue24-Liveticker), ist er kaum mehr zu bremsen. Der Vorsprung auf die Schnüdel würde dann acht Punkte betragen. Wir haben uns mit Markus Wolf, seines Zeichens Präsident und Hauptsponsor der Schweinfurter, unterhalten.

dieblaue24: Herr Wolf, provokant gefragt: Ist der Titelkampf in der Regionalliga Bayern schon beendet? Bei den Fans scheint es so angekommen zu sein: Für das Spiel sind auf Ihrer Seite bisher erst 600 Karten verkauft.

MARKUS WOLF (49): 600 Auswärtsfans sind für die Regionalliga und 300 Kilometer Entfernung, glaube ich, eine gute Zahl. So viele Gästeanhänger hatte Sechzig jedenfalls in dieser Saison noch nie im Grünwalder Stadion. Wieso sollte der Titelkampf nach einem Drittel der Saison entschieden sein?

Ihr Trainer Gerd Klaus denkt da anders, er hatte zuletzt in der “Mainpost” gesagt: „Wir müssen uns generell vom TSV 1860 München verabschieden.“

Das war eigentlich eine nach innen, auf Mannschaft, Fans und Umfeld gerichtete, Aussage. Gerd Klaus wollte darauf hinweisen, dass wir uns im Alltag nicht permanent mit den Löwen und dem Abstand in der Tabelle beschäftigen dürfen. Jetzt spielen wir gegen sie, also beschäftigen wir uns mit ihnen. Aber es ging ja schon Wochen vorher im Umfeld nur um dieses Spiel, und das hat dem Trainer natürlich nicht gefallen. Dass Sechzig mit seiner Qualität und seinen Möglichkeiten in dieser Liga nichts verloren hat, steht aber natürlich außer Frage. Daher sollte man auch nicht permanent Vergleiche ziehen.

Löwen-Trainer Daniel Bierofka sagte vor kurzem: “Es heißt immer, wir seien das Maß aller Dinge. Aber das ist nicht so. Das zeigt nur, über welche finanzielle Kraft Schweinfurt verfügt.“ Wie sieht es denn tatsächlich aus?

Wir haben für unsere Verhältnisse einen verbesserten Etat und eine gute Mannschaft, aber nochmal: Mit dem TSV 1860 können wir uns in vielerlei Hinsicht nicht vergleichen, und da zählt auch dieses Thema dazu.

Unter diesem Aspekt: Schweinfurt spielt mittlerweile auch unter Profibedingungen. Wie lange kann man denn dieses Engagement in der Regionalliga aufrechterhalten?

Die ersten Erfolge wie die zweite DFB-Pokal-Hauptrunde gegen Eintracht Frankfurt haben wir bereits erreicht. Wenn man etwas investiert, kommt auch meistens wieder etwas heraus. Dazu haben wir das Sponsoring auf breitere Basis gestellt, und es kommen immer mehr neue Partner dazu. Natürlich wollen wir nicht fünf Jahre als Profis in der Regionalliga spielen.

Vor der Saison rutschte der TSV 1860 überraschend in die Regionalliga ab. Was ging Ihnen denn an diesem sogenannten “schwarzen Freitag” durch den Kopf und inwiefern hat dies Ihre Planungen auf den Kopf gestellt?

Einerseits macht es die Liga natürlich deutlich attraktiver und bringt sie in den Fokus, was man auch an vielen Liveübertragungen sieht. Andererseits war es absehbar, dass ein enorm starker Konkurrent in die Liga kommt, das war für uns natürlich der negative Aspekt an der Sache. Unser Minimalziel war die erneute Qualifikation für den DFB-Pokal, dazu haben wir auch die Meisterschaft für realistisch gehalten. Unter den neuen Bedingungen haben wir unser Saisonziel dann schon vor Beginn auf Platz eins bis drei korrigiert.

Im Jahr 1990 gipfelte eine spannende Saison in dem 3:3-Unentschieden am letzten Spieltag zwischen 1860 und Schweinfurt. Damaliger Trainer der Schnüdel: Werner Lorant. Welche persönlichen Erinnerungen haben Sie an dieses Spiel?

Damals war ich gut 20 Jahre alt und gerade von Dinkelsbühl nach Würzburg gezogen. Da habe ich die Euphorie, die in Unterfranken rund um den damaligen Zweitliga-Aufstieg des FC 05 entstand, direkt mitbekommen und natürlich auch die mitreißenden Szenen von diesem Spiel. Live dabei war ich aber leider nicht.

Zuletzt hat sich Ihr Verein mit Daniel Adlung beschäftigt. Wie konkret waren denn die Gespräche in Ihrem Fall? Wie groß war denn die Hoffnung, dass er sich Ihnen anschließt?

Es waren sehr gute Gespräche, er war auch sehr angetan von unserer Mannschaft und unseren Rahmenbedingungen. Aber letztlich konnten wir mit dem Angebot aus Australien natürlich nicht ansatzweise mithalten, und Daniel hat sich dann für ein Abenteuer entscheiden.

Mit der Wendelsteiner Regionalligareform würde die Aufstiegsregelung deutlich revolutioniert. Wie stehen Sie denn diesem Vorschlag gegenüber?

Noch haben sich ja längst nicht alle Landesverbände positioniert. Solange der Meister nicht direkt aufsteigt, wird es nie zufriedenstellend sein. Aber letztlich hat sich gezeigt, dass wir aufgrund der vielfältigen Interessen, die ja alle irgendwo nachvollziehbar sind, wohl weiterhin mit der Relegation leben müssen.

Zum Abschluss ihr Tipp: Wie geht’s am Samstag aus?

Wenn es wieder 3:3 wie vor 27 Jahren endet, hätte ich nichts dagegen.