VON OLIVER GRISS

Rainer Koch, der Präsident des Bayerischen Fußballverbandes, wirbt immer wieder für seine starke Regionalliga. In den letzten drei Jahren sind Würzburg, Regensburg und Haching über die Qualifikation in die Dritte Liga aufgestiegen, was natürlich ein Qualitätsmerkmal für die Liga darstellt - aber jetzt verkauft man sich plötzlich aus dem Nichts unter Wert? Zumindest wenn’s nach dem “Wendelsteiner Anstoß” geht, der besagt, dass die Meister aus Südwest und West direkt aufsteigen dürften, nicht aber der Titelträger aus Bayern.

Der “Bayern-Champion” müsste weiterhin Qualifikationsspiele über sich ergehen lassen - und viele Löwen-Fans werden sich nun fragen: Warum kommt vom TSV 1860 kein Gegenwind bei dieser revolutionären Idee? Die “tz” zitiert Geschäftsführer Markus Fauser so: “Aufgrund der vorherrschenden Strukturen sowie der unterschiedlichen Interessenlagen scheint ein direkter Aufstieg des Meisters derzeit nicht umsetzbar.” Die Wahrscheinlichkeit des Aufstiegs würde nach der neuen Reform zwar von 50 auf 66,66 Prozent steigen, jedoch werden andere Ligen im Gegensatz zu Bayern bevorzugt. Die höchste Spielklasse Bayerns hat nicht nur die Löwen als Zugpferd, sondern auch mit Bayreuth und Schweinfurt ehemalige Zweitligisten am Start sowie mit dem Nachwuchs des FC Bayern eine Mannschaft, die ebenfalls schon Dritte Liga gespielt hat.

Freilich, man muss Koch dankbar sein, dass er sich für den TSV 1860 nach dem Lizenzentzug eingesetzt und den Absturz in die Bayernliga verhindert hat; jedoch ist man nicht verpflichtet, sich im Gegenzug beim BFV zu revanchieren. Für jeden Sportler ist es normal, nach einem Titelgewinn aufzusteigen - warum nicht auch in der Regionalliga Bayern? Wir finden: Für alle Regionalligisten sollte das gleiche Recht gelten, vor allem in punkto Planungssicherheit. Entweder steigen alle Meister auf - oder es müssen alle in die Relegation.

Man kann den Löwen nur wünschen, dass sie die geplante Neustrukturierung nicht mehr betrifft und sie sich im Mai 2018 für die Dritte Liga qualifizieren. Denn: Sechzig ist zu wertvoll, um nur Kochs Liga aufzuhübschen.