VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Vitor Pereira hat München längst verlassen - und das ganz ohne große Abrechnung. Jetzt aber hat sich der portugiesische Trainer, mit dem der TSV 1860 aus der Zweiten Liga abgestiegen ist, gemeldet. “Die Zeit, die ich in Deutschland verbracht habe, war ein großer Konflikt, frustrierend, ein großer Unterschied zwischen dem, was ich mag, und dem, was mir die Spieler geben können”, erklärte der ehemalige Löwen-Dompteur auf einer Trainertagung in Porto: “Ein frustrierter Trainer ergibt eine frustrierte Mannschaft.” Zu keiner Zeit hatte Pereira die Löwen und die Zweite Liga angenommen, sowie auch nicht versucht, die Sprache zu lernen.

Pereira sprach den Löwen bei seiner Abrechnung die Tauglichkeit für die Zweite Liga ab: “Wenn wir unter Druck waren, konnte die Mannschaft nicht reagieren. An einem Mittwochnachmittag hatten wir 44.000 Zuschauer im Stadion gegen Stuttgart… in diesen Momenten konnte die Mannschaft nicht mit Druck umgehen.”

Zusätzliches Problem: Pereira hatte nach dieblaue24-Informationen innerhalb kürzester Zeit den Großteil der Mannschaft gegen sich. Auf der einen Seite die deutsche Fraktion um Stefan Aigner, auf der anderen Seite Abdoulaye Ba. Ivica Olic hielt sich aus allem raus. Das Ergebnis: Der bittere Abschied aus dem Profi-Fußball - und das, obwohl Pereira von Ismaik jeder Wunsch von den Lippen abgelesen wurde. Er hatte den größten Betreuerstab der 1860-Geschichte an seiner Seite, u.a. einen eigenen Arzt und sogar eine Ernährungsberaterin vor Ort.

Mit etwas Abstand gibt Pereira zu, dass es ein Fehler war, die Löwen im Januar überhaupt übernommen zu haben. „Der Kader von 1860 hatte nichts von dem, was ich mag”, erklärte 3-4-3-Fan Pereira, der von Investor Hasan Ismaik überredet wurde, obwohl er auch ein Angebot des Englischen Meisters Leicester City hatte: “Mit 1860 bin ich ein Risiko eingegangen und bin gefallen.” Pereira hat den Schock schon überwunden: “Ich bin schon wieder aufgestanden.” Was man von der großen Löwen-Familie nicht behaupten kann. Sie ist nachwievor gelähmt.