VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER

Herr Hofmann, Sie haben für 1860 und Jahn Regensburg im Profi-Bereich gespielt: Der liebe Gott will es so, dass jetzt beide Klubs in der Zweitliga-Relegation aufeinander treffen: Wer setzt sich am Ende durch?

MICHAEL HOFMANN (44): Die Qualität und auch die Ausgangslage spricht eigentlich für 1860 - aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich auch der Underdog durchsetzen kann. Mit dem Jahn haben wir uns 2012 gegen den KSC durchgesetzt. Die Konstellation ist jetzt ähnlich. Der Drittligist hat einen Flow - und die Löwen liegen nach zwei grausamen Spielen am Boden. Die Mentalität wird letzlich über Auf- und Abstieg entscheiden. Ich weiß nicht, ob alle Spieler durchs Feuer gehen wollen. Als Trainer bist du machtlos. Dabei sollte den Spielern bewusst sein: Mancher findet nach einem Abstieg bestimmt keinen Klub mehr.

Was ist bei 1860 schiefgelaufen, dass die Mannschaft nach 2015 zum zweiten Mal innerhalb zwei Jahren in die Relegation muss?

Ich weiß gar nicht, wo ich beginnen soll: Bereits im Sommer wurden große Fehler fabriziert. Man hat im Sommer Kosta Runjaic und Thomas Eichin im Verein als Heilsbringer verkauft und im Herbst waren sie schon wieder weg. Kontinuität sieht anders aus. Im Winter kam dann schon der nächste Umbruch, doch anstatt auf Mentalität bei den Spielern zu achten, hat man versucht, die Probleme mit einem 14-tägigen Luxus-Trainingslager in Portugal zu korrigieren. Wenn man als Verein mehrmals den Trainer wechseln muss, dann kann etwas nicht mit den Charakteren in der Mannschaft stimmen.

Lassen Sie uns über den folgenschweren Torwartfehler von Stefan Ortega zum 1:1 in Heidenheim reden, der den Löwen den direkten Klassenerhalt gekostet hat…

Da gibt es keine zwei Meinungen: Bei diesem Gegentor sieht Ortega sehr unglücklich aus. Aber wer schon mal Torhüter war, weiß: Solche Bälle können passieren. Wenn der Trainer jetzt das Gefühl hat, dass Ortega nach diesem Patzer mental angeschlagen ist, dann muss er einen Torwart-Tausch vornehmen. Wenn nicht, würde ich Ortega weiter das Vertrauen aussprechen.
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Sie sind am Wochenende mit dem SV Pullach zum Ende Ihrer Laufbahn noch einmal Bayernliga-Meister geworden. Ein toller Abschied vom aktiven Fußballsport?

Auf jeden Fall: 20 Jahre nach meinem letzten Bayernliga-Titel mit den Löwen-Amateuren mit 44 Jahren noch einmal den Wimpel zu bekommen, ist einfach ein tolles Gefühl und ein schöner Abschluss. Ich habe am gleichen Tag wie Philipp Lahm meine Karriere beendet - auch wenn ein paar Klassen dazwischen liegen (lacht). Ich werde mich jetzt noch intensiver um meine Fußballschule kümmern und bei DAZN das ein oder andere Spiel als Gastkommentator begleiten.