VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTOS)

Hat Vitor Pereira Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht beleidigt oder nicht? Der DFB hat den 43-Jährigen zu einer Stellungnahme aufgefordert, in der er seine öffentlichen Vorwürfe bestätigen soll. Laut “BILD” will sich Lieberknecht nicht nur über Pereira beschweren, sondern auch über das Verhalten der 1860-Bank. Laut dem Blatt soll inzwischen nicht Pereira Lieberknecht den Mittelfinger gezeigt haben, sondern ein Co-Trainer von Pereira. Alles sehr, sehr merkwürdig…

Möglicherweise wird in diese peinliche Posse sogar Sky-Moderatorin Anna Sara Lange eingeschaltet. Die Blondine will Pereiras Beleidigung am Spielfeldrand mitbekommen haben: “Ich kann Lieberknecht nur zustimmen, denn ich habe ein bisschen Lippenleserei betrieben und das, was er gesagt hat, stimmt auf jeden Fall.” Kurios: Lange stand während der Auseinandersetzungen rund 25 Meter von der Stadion-Klappe, an dem sich die Trainer duellierten, entfernt. Also alles nur Wichtigmacherei?

Der vierte Schiedsrichter, der zwischen den beiden Lagern während der 90 Minuten steht, soll dagegen nichts mitbekommen haben. Und auch Stefan Schneider nicht. Er sitzt in der Allianz Arena immer zwischen beiden Trainerbänken und hat damit beste Sicht. “Ich habe nichts gehört und sitze näher an Pereira als Lieberknecht”, erklärte der Kult-Stadionsprecher gegenüber dieblaue24: “Ich habe nichts vernommen, was Pereira in ein schlechtes Licht stellen könnte. Jede Seite hat reklamiert - das ist auch auf vielen Bildern deutlich zu sehen. Was ich gesehen haben: Pereira mit dem vierten Schiedsrichter diskutiert und seine Leute auf der Bank zur Ruhe ermahnt.”

Dass Lieberknecht hinterher den Löwen den schwarzen Peter zugeschoben hat, findet Schneider alles andere als kollegial: “Es ist nicht üblich, dass man nach dem Schlusspfiff nachtarockt. Zumal es aus meiner Sicht viel schlimmer ist, dass Lieberknecht während der Partie immer wieder unvernünftigerweise unsere Haupttribüne provoziert hat. Das ist richtig schlecht und auch gefährlich - gerade in diesem Bereich, wo kein Zaun ist.” Und diese Provokationen von Lieberknecht hat jeder auf der Haupttribüne mitbekommen - aber offenbar nicht die Schiedsrichter…

Dass Pereira seinen Trainer-Job auslebt, gefällt Schneider übrigens: “Für mich ist Pereira der mediterrane Werner Lorant. Pereira lebt das Spiel und geht mit. Solche Leute brauchen wir. Ich bin dankbar, dass wir einen solchen Trainer haben und es ihm nicht nur um die Kohle geht.” Schneider, seit über 20 Jahren die Stimme der Löwen, glaubt, dass Pereira den Verein retten wird: “Wir präsentieren uns nicht wie ein Absteiger. Die Situation ist zwar schwer, aber noch haben wir drei Matchbälle.”