VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Was den Auslöser gab, dass Hasan Ismaik (39) im sechsten Jahr seiner 1860-Mission nun keine Lust mehr auf ständiges Geldverbrennen hat, sondern selbst aktiv wird, ist nicht bekannt. Doch man kann sich vorstellen, dass Ismaik aufgrund der chronischen Minderleistung an der Grünwalder Straße nicht mehr länger den geräuschlosen Geldautomaten-Onkel spielen wollte.

Zumindest trifft der Zweitliga-Dino seit ein paar Monaten keine Personalentscheidung mehr ohne den mächtigen Bauunternehmer aus Abu Dhabi. Was in den letzten Wochen mit Sicherheit kein Nachteil für den Verein war: Mit dem Portugiesen Vitor Pereira hat sich der TSV 1860 die Dienste eines in Europa sehr begehrten Trainers gesichert. Der 48-Jährige durfte nicht nur fünf Transfers nach Wunsch (Gytkjaer, Ba, Amilton, Lumor und Boya) verpflichten, sondern sich auch seinen eigenen Stab mitbringen: Co-Trainer, Dolmetscher, Torwarttrainer. Ja, sogar der ehemalige Arzt des FC Porto wurde engagiert. “Es ist für mich wichtig”, sagte Pereira einmal, “dass ich meine Leute des Vertrauens um mich habe.” Der Lohn: 1860 steht in der Pereira-Tabelle nach drei Spieltagen und sechs Punkten auf Platz 5.

Pereira wirbelt den Verein kräftig durcheinander. Demnächst erfährt er Unterstützung aus England: Vom FC Liverpool kommt Ian Ayre als Haupt-Geschäftsführer. Von ihm verspricht sich Ismaik vor allem eines: Der Funktionär von der Anfield Road, 2016 als Manager des Jahres in England gekürt, soll den Löwen neue Strukturen verpassen und dafür sorgen, dass an der Grünwalder Straße endlich Professionalität einkehrt und die Zeit des Intrigantenstadls endgültig vorbei ist. Anthony Power, der derzeitige Geschäftsführer, sorgt gemeinsam mit Yahya Ismaik bereits dafür, dass der Einstieg von Ayre einfacher wird…

Ayre, Pereira & Co. - diese Ismaik-Entscheidungen heben den TSV 1860 auf ein anderes Niveau. Deswegen lässt Präsident Peter Cassalette nicht zu, dass über Ismaik immer mal wieder abfällig gesprochen wird. “Wir haben am Samstagabend noch ein bisschen den Sieg gefeiert und uns bei ihm im Hotel das Spiel in voller Länge noch einmal angeschaut”, erklärte Cassalette gegenüber der “AZ”: Hasan war glücklich. Er ist auch nicht so ahnungslos vom Fußball, wie manche immer gerne behaupten. Im Gegenteil.” Was Cassalette besonders begeistert ist die neue Einkaufspolitik: “Amilton wird immer stärker, der wird eine richtige Waffe. Man stelle sich nur vor: Amilton auf dem einen Flügel, und Victor Andrade auf dem anderen - das wäre ein aufstiegsreifer Sturm.”