VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS-FOTO)

Als Hansi Rebele (73) sich zuletzt mit ehemaligen Weggefährten zum Weißwurstfrühstück im urigen Löwenstüberl traf, fiel es dem Meister-Löwen von 1966 besonders schwer über seinen Herzensverein aus München-Giesing zu sprechen. “Was wir momentan von der Mannschaft auf dem Fußballplatz geboten bekommen, ist schwer zu verdauen. Wenn wenigstens das stimmen würde, dann würde die anderen Dinge gar nicht erst so hochkochen”, erklärte der ehemalige Nationalspieler gegenüber dieblaue24.

Wenn das stimmt, dass Hasan Ismaik in den letzten fünfeinhalb Jahren rund 60 Millionen Euro in den Verein investiert hat, dann würde ich mich als Investor auch fragen: Wo ist mein ganzes Geld hin? Auf dem Platz sieht man die Millionen jedenfalls nicht.

Was Rebele aber richtig wütend macht, ist die Tatsache, dass der Verein seinen Ruf als Geldverbrennungsmaschine nicht ablegen kann. In dieser Saison wurde den Verantwortlichen ein 18-Millionen-Euro-Budget zur Verfügung gestellt, was den dritthöchsten Etat der Liga bedeutet - die Gegenleistung? Wieder einmal Abstiegskrampf! Rebele: “Wenn das stimmt, dass Hasan Ismaik in den letzten fünfeinhalb Jahren rund 60 Millionen Euro in den Verein investiert hat, dann würde ich mich als Investor auch fragen: Wo ist mein ganzes Geld hin? Auf dem Platz sieht man die Millionen jedenfalls nicht. Bis jetzt hatten wir noch nicht die richtigen Funktionäre und Spieler, die das Pflänzchen 1860 wachsen lassen.”

Es ist ein trauriges Phänomen beim TSV 1860: Seit Jahrzehnten schaffen es die Funktionäre nicht, an der Grünwalder Straße richtig zu haushalten. Einer der Mitarbeiter, der nicht genannt werden will, sagt: “Es fehlt seit Jahren die starke und ordnende Hand im dritten Stock. Es gibt keine klaren Spielregeln.” Für Rebele ist es nachvollziehbar, dass Ismaik jetzt seine eigenen Leute einsetzt, um die Finanzen besser in den Griff zu bekommen. Bis Ian Ayre vom FC Liverpool nach Giesing wechselt, übernimmt Ismaiks Investmentbanker Anthony Power kommissarisch den Posten des Geschäftführers. So schlecht kann der US-Amerikaner nicht sein: Ismaik ist Milliardär. Dass Power jetzt in jedes noch so kleine Detail sich Einblick in die Finanzen verschaffen will, gefällt dem ein oder anderen in der Geschäftsstelle freilich nicht.

Selbst in den glorreichen 60er Jahren, als die Löwen eine große Nummer in Deutschland waren, war festzustellen, dass der TSV zu keiner Zeit mit dem Geld umgehen konnnte. “Das war schon früher so”, berichtete Rebele: “Schon zu meiner Zeit taten sich große Löcher in der Vereinskasse auf. Alle haben gut verdient - nur wir Spieler nicht. Wo das ganze Geld hingewandert ist, versteh ich bis heute nicht.”

Der Weg auf Idole wie Daniel Bierofka zu setzen, ist absolut richtig. Aber es können ruhig mehr davon sein

Rebele hofft, dass Ismaik nun gemeinsam mit Präsident Peter Cassalette endlich die richtigen Personalentscheidungen zum Wohle von 1860 trifft und nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholt: “Man muss den Spagat zwischen Tradition und Moderne hinbekommen. Der Weg auf Idole wie Daniel Bierofka zu setzen, ist absolut richtig. Aber es können ruhig mehr davon sein. Mir fällt zum Beispiel Benny Lauth ein oder auch Marco Kurz. Solche Ehemaligen musst du in den Verein einbinden. Dass 1860 das mit Radi nie geschafft hat, war einer der größten Fehler der letzten 50 Jahre.”