Ihr Verein RB Leipzig wird in schöner Regelmäßigkeit von anderen Vereinen angegriffen, zuletzt gab es beim Auswärtsspiel in Freiburg erneut ein geschmackloses Banner mit der Aufschrift “Kauft Euren Frauen neue Titten und Schuhe, aber lasst mit eurem Geld unseren Fußball in Ruhe!”. Stört Sie das noch, oder haben Sie dafür nur noch ein müdes Lächeln übrig?

Kießling: Im Prinzip stört es mich nicht, jeder soll seine Meinung äußern dürfen. Teilweise bewegt es sich aber nahe an der Gürtellinie, z.B. die „Bullenseuche“-Choreographie in Karlsruhe (außerdem gab es noch ein „Rangnick, Hure des modernen Fußballs“-Plakat, Anm. d. Red.), die auch noch im Innenraum platziert und damit offensichtlich vom KSC gedeckt wurde. Das fand ich geschmacklos, als Verein muss man das nicht mitmachen. Das kommt dann in die Medien und wird als große Abneigung gegen RB tituliert. Wenn man als RB-Fan zu Auswärtsspielen fährt, ist diese ablehnende Haltung aber gar nicht so präsent.

Die alten Leipziger Vereine, Lokomotive und BSG Chemie, versinken im Fußball-Niemandsland- laufen deren Fans zu RB über?

Kießling: In der Anfangszeit von RB sind ganz viele Fans herübergekommen, weil der große FC Sachsen insolvent war und die wiedergegründete BSG Chemie nicht die Zugkraft hatte, um ihre alten Fans zurückzugewinnen. Die Hardcore-Fans von Lokomotive und Chemie konnte RB sowieso nie erreichen. Inzwischen sind die Gebiete klar abgesteckt, RB ist einfach der größte Verein in der Stadt geworden. Daneben gibt es noch Lokomotive (5. Liga), die für ihre Verhältnisse noch relativ viele Zuschauer anlocken, BSG Chemie (6.Liga) und Roter Stern (7.Liga). Manche Leute haben tatsächlich auch zwei Vereine - die gehen z.B. regelmäßig zu Oberliga-Spielen von Lokomotive und Zweitligaspielen von RB.