VON OLIVER GRISS

Der TSV 1860 hat schon viele Possenspiele in seiner bewegten Geschichte erlebt, doch diese ist zweifelsohne eine der skurrilsten, vor allem deshalb, weil an den Stammtischen Münchens darüber mehr gesprochen wird als über das Wesentliche der Löwen, den tollen 4:0-Triumph über Aalen: Das peinliche SMS-Schauspiel zwischen Löwen-Präsident Gerhard Mayrhofer und AZ-Reporter Filippo Cataldo beherrscht den Blätterwald.

Der Ober-Löwe hatte dem Reporter am Mittwoch eine SMS geschickt, und das nur wenige Minuten nach Bekanntwerden der Insolvenz der Abendzeitung - mit dem Inhalt:  ”Manche Dinge erledigen sich von selbst…Schönen Tag noch.” Cataldo veröffentlichte die SMS, nachdem er sich eine Genehmigung von Mayrhofer eingeholt hatte. Und schon wieder war der Verein um eine Peinlichkeit reicher.

Mayrhofer, der Hauptrepräsentant des Klubs, stritt auch gegenüber dieblaue24 vehement ab, dass seine Nachricht einen Zusammenhang mit dem möglichen Sterben des Boulevardblattes hätte. Mayrhofer fühlte sich offenbar gekränkt, auch von der Berichterstattung der Münchner Medien (“Präsident Peinlich”) - und so tippte er am Samstagabend auf sein Facebook-Profil folgende Nachricht: “Liebe Löwen, um jetzt dieser unglaublichen Kampagne gegen mich endgültig den Boden zu entziehen, hier der original Wortlaut der SMS-Konversation zwischen der Abendzeitung und mir.”

Eine Passage fehlte aber in Mayrhofers Dokumentation, die wiederum der verletzte AZ-Reporter auf seinem Twitterkanal per Screenshot postete. Mayrhofer schrieb am vergangenen Montag um 23.53 Uhr, also kurz vor Mitternacht: “…eine perfekte Beschreibung eurer Berichterstattung. Wenn wir mal richtig erfolgreich sind, stürzt die AZ in eine tiefe Sinnkrise…aber bis dahin gibt es die AZ wahrscheinlich nicht mehr. Auch bei der finanziellen Situation könnt ihr euch mit uns vergleichen. Einziger Unterschied: Wir haben einen Investor, ihr nicht.” Cataldos Konter folgte am Dienstag um 0.08 Uhr: “Überall Missgunst. Wenn ihr mal richtig erfolgreich seid, dann freue ich mich. Weil ich dann nicht mehr zu Bayern muss…”

Der blaue Kindergarten.

Die beiden dickköpfigen Streithansln sollten sich schnellstens die Hand reichen, denn 1860 braucht im Kampf um Fans, neue Sponsoren und Seriosität sicher keinen billigen Kleinkrieg, der dem Verein mehr schadet als Mayrhofer vielleicht glauben mag. Schließlich hängen die Löwen auch nur am Tropf von Hasan Ismaik…

Was halten Sie von diesem Kommentar? Diskutieren Sie mit!