VON DOMINIK SAUTER

Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit dem Investor sind für Löwen-Fans nun wahrlich nichts Neues. Spätestens mit dem Zwangsabstieg ins Amateurlager ist die Kluft zwischen Hasan Ismaik und seinen Gegnern noch größer geworden - manche sprechen sogar von unüberbrückbaren Differenzen. Größter Kritikpunkt: Richtungsweisende Entscheidungen können nicht ohne die Beteiligung Ismaiks getroffen werden. Denn: Die Investorenseite hält 49 Prozent der Anteile an der KGaA - die nicht stimmberechtigten Anteile nicht mitgerechnet.

Anders ist die Situation beim Hamburger SV: Dort hält Mäzen Klaus-Michael Kühne “nur” 17 Prozent der Anteile - ohne ihn geht beim Bundesliga-Dino aber trotzdem nichts. Der 80-jährige Milliardär holte zuletzt zum Rundumschlag aus, bemängelte die sportliche Stagnation in den Abstiegsregionen der ersten Liga und drohte mit dem Entzug der finanziellen Unterstützung - es wäre wohl das Todesurteil für die “Unabsteigbaren” aus der Hansestadt. Bizarr: Während man in Hamburg Angst hat, der Geldgeber könnte seine Unterstützung einstellen, gibt es auf Giesings Höhen nicht Wenige, die sich einen Ausstieg des Investors wünschen würden. Sie fühlen sich von Ismaik getäuscht.

Unterdessen scheint der nächste Traditionsklub eine Partnerschaft mit Investoren eingehen zu wollen. In Kaiserslautern möchte ein Unternehmen das Stadion auf dem Betzenberg kaufen - und den klammen Roten Teufeln auch weiterhin unter die Arme greifen. Schwierigkeiten hin oder her: Das Investorenmodell bietet nicht nur Risiken, sondern auch Chancen. Die “Romantik” der alten Traditionsklubs muss in jedem Fall gewahrt bleiben, die lange Geschichte ist ein wesentlicher Definitionspunkt für Fans, Vereinsoffizielle, und nicht zuletzt auch für Sponsoren. Dabei aber darf man das Köpfchen nicht vergessen.

In jedem Fall zeigt das Gerangel beim HSV: Die Zusammenarbeit zwischen Verein und Investor ist auch dann nicht unbedingt einfacher, wenn der Investor nicht aus dem Ausland kommt - im Fanlager der Löwen wird mancherorts ja auch gerne der Vorwurf laut, Ismaik verstehe die deutsche Fußballlandschaft nicht und könne gar nicht wissen, “wie es hier läuft”. Falsch gedacht.

Viele Fans träumen von Eigenständigkeit. Der FC St. Pauli ist das Vorbild. Tatsächlich aber haben die Löwen in den letzten Jahren mehr mit dem HSV gemein: Zerstrittene Fanlager, Erfolglosigkeit, Grabenkämpfe zwischen Investor und Verein. Das Gute am Bekanntwerden der Querelen in der Hansestadt: Als Löwe wird einem bewusst, dass es Differenzen mit dem wichtigsten Geldgeber nicht nur in Giesing gibt, sondern auch andernorts. Klar ist nur, das gilt für Sechzig und den HSV gleichermaßen: Ohne Investor sind die Überlebenschancen gleich null. Probleme gibt es überall - die Frage ist, inwieweit beide Seiten bereit sind, sich anzunähern. Eines haben beide Parteien nämlich gemeinsam: Das Ziel, die Zukunft ihres Klubs so erfolgreich wie möglich zu gestalten.