VON MICHAEL SAILER UND ULI WAGNER (FOTO)

„Wie bereits in der vergangenen Saison wird die aktive Szene dem Auswärtsspiel bei Red Bull Leipzig fernbleiben“ – mit dieser Stellungnahme sorgten die “Giasinga Buam” in der vergangenen Woche für Aufsehen. Die Botschaft ist klar: Die Ultras möchten den Retortenklub aus Leipzig mit ihren Eintrittsgeldern nicht unterstützen. Viele Löwenfans sträuben sich aber gegen den Boykott, 260 Karten wurden für den Auswärtsblock bereits verkauft. Bestes Beispiel dafür ist der 1991 gegründete Fanklub Löwenfreunde Mitterskirchen (Region Landshut), der mit einem Bus geschlossen nach Leipzig fährt. Im dieblaue24-Interview verrät uns Günther Hölzl, der 1. Vorstand der Löwenfreunde, warum sich sein Fanclub dazu entschieden hat.

dieblaue 24: Während die Löwen-Ultras das Auswärtsspiel bei RB Leipzig boykottieren, fahren die Löwenfreunde Mitterskirchen mit einem 40-Mann-Bus nach Leipzig. Wie kommt’s dazu, Herr Hölzl?

GÜNTHER HÖLZL: Wir wollen in erster Linie unsere Mannschaft unterstützen und halten nichts von dem Boykott der Ultras. Klar, Leipzig hat keine gewachsene Tradition, aber muss man sie deswegen gleich verteufeln? Es geht uns um Sechzig und nicht darum, ein Zeichen gegen einen anderen Verein zu setzen. Leider hat die DFL das Spiel sehr kurzfristig angesetzt, was uns die Reise extrem erschwert hat, weil wir nicht wussten, für welchen Tag wir das Hotel buchen sollen. Am Ende sind wir aber trotzdem 40 Leute geworden, die zum Spiel anreisen.

16762.JPGIst es nicht ein Stück weit ironisch, dass die Fans eines Vereins wie 1860, der nur durch die Hilfe eines Investors im Profifußball überleben konnte, ihren Unmut über RB Leipzig bekunden?

Hölzl: Das passt tatsächlich nicht zusammen, 1860 ist genauso von Hasan Ismaik abhängig wie RB Leipzig von Red Bull. Man muss einfach zugeben, dass bei Leipzig der Plan von Investor Dieter Mateschitz voll aufgegangen ist, während bei 1860 leider Gottes keine fähigen Leute am Werk waren. Ich denke aber, dass es jetzt unter Benno Möhlmann und Oliver Kreuzer bergauf geht, die beiden machen auf mich einen guten und professionellen Eindruck.

Was halten sie davon, dass Hasan Ismaik in Leipzig vor Ort sein wird?

Hölzl: Mich freut es, dass er da ist, weil er dann seine Meinung klar äußern kann und der Verein ihm hoffentlich zuhört. Ich verstehe auch, dass er sauer ist, weil dauernd alles negativ dargestellt und ins Lächerliche gezogen wird.

In letzter Zeit gab es in der Nordkurve viele Plakate gegen Hasan Ismaik, u.a. der „Verpiss dich Hasan!“-Banner. Was halten sie von der Art und Weise, mit der einige Löwenfans gegen Ismaik protestieren?

Hölzl: Man muss sich dafür schämen. Das sagen auch die meisten Löwenfans, mit denen ich gesprochen habe. So etwas macht man nicht, die Kurve gibt dadurch schlichtweg ein trauriges Bild ab. Normalerweise muss da der Verein einschreiten und verhindern, dass so etwas passiert.

1860 hat zehn Punkte aus den letzten vier Spielen gesammelt: Sind die Löwen jetzt auf dem richtigen Weg?

Hölzl: Spielerisch ist noch viel im Argen, aber ich sehe eine Mannschaft, die sich auf dem Platz gegenseitig hilft. In der Hinrunde war das noch anders, da hatte man den Eindruck, dass wir einen zusammengewürfelten Haufen hatten, in der keiner Verantwortung übernehmen wollte. Jetzt haben wir den Abstiegskampf angenommen.

Welchen Anteil haben die Neuzugänge am Aufschwung?

Hölzl: Ich bin durch die Bank weg positiv überrascht von den neuen Spielern: Sascha Mölders haut sich in jeden Zweikampf rein und ist ein Brecher, Levent Aycicek gefällt mir auch super, Jan Mauersberger tut der Defensive gut. Die Jungs helfen der Mannschaft auf jeden Fall weiter.

Was halten Sie vom Boykott der Löwen-Ultras? Diskutieren Sie mit!