VON RAINER KMETH

Arena statt Giesing: Rainer Kmeth. Foto: RUIZ Arena statt Giesing: Rainer Kmeth. Foto: RUIZ"Mit Glück kann ich etwas moderieren, was Stefan bislang noch nicht geschafft hat"

Eigentlich ist diese Überschrift falsch gewählt, denn ich will nicht wie Stefan Schneider klingen. Er ist unverwechselbar, er gehört in die Arena. Mit ihm kann ich mich nicht messen, er ist Profi. Ich ein Amateur. Ich bin der Stadionsprecher der kleinen Löwen, ich gehöre ins Stadion an der Grünwalder Straße.

Heute aber bin ich der Stadionsprecher in der Allianz Arena, wenn die kleinen Löwen auf den SV Elversberg treffen. Und mit viel Glück kann ich etwas moderieren, was Stefan bislang nicht geschafft hat, einen Aufstieg mit meiner Mannschaft. Ich bin ein wenig aufgeregt.

Nicht wegen den 12 bis 15.000 Fans, die erwartet werden. Dieses Erlebnis hatte ich schon bei XX-Tausend in München-Giesing. Ich weiß, dass die Löwen-Fans, die dort draußen stehen mir nichts übel nehmen, nichts nachtragen werden, denn sie sind Löwen wie ich es bin. Auch viele Freunde, Bekannte und sogar Arbeitskollegen aus meinem Haupt-Job sind dabei. Wir werden zusammen eine Party feiern.

Ich bin auch nicht wegen des möglichen Aufstiegs aufgeregt, denn egal ob wir es  packen oder nicht, die Jungs haben eine geile Saison gespielt und das Saisonziel mehr als erreicht. Nach dem fünften Spieltag hatten wir drei Punkte auf dem Konto, hatten eben 0:1 in Ismaning verloren. Die Liga lachte über uns, über das gescheiterte U21-Projekt mit dem Jugend-Trainer Schmidt. Heute stehen wir in der Relegation, haben in der Liga 80 Punkte gesammelt, die Meisterschaft gewonnen, die von der Säbener Straße 7 Punkte hinter uns gelassen. Wir haben einige Spieler und das Trainer-Team in den Profi-Fußball geschickt und einen neuen Trainer dazugewonnen, der mit Sicherheit irgendwann einmal Chef-Trainer bei 1860 wird. Die Saison ist schon jetzt ein Highlight, heute geht es nur noch um das Sahnehäubchen.

Ich bin aufgeregt, weil heute alles anders sein wird. Als es feststand, dass wir in der Arena spielen werden, habe ich Stefan Schneider angerufen, ihn um seine Hilfe gebeten. Er verriet mir, dass er gefragt wurde, das Spiel zu moderieren, mit meiner Unterstützung. Er hat abgelehnt, weil er mir das Spiel überlassen wollte – ein klasse Typ. „Das sind die Amateure, das ist Dein Spiel …“ hat er damals gesagt. Dazu hat er mir angeboten, mir alles in der Arena zu zeigen. Beim Spiel gegen den VfR Aalen stand ich also Stunden vor dem Spiel mit ihm in der leeren Arena und habe die Lautstärke getestet. Mit 160.000 Watt könnte ich dort draußen den Torschrei in die Luft jagen. Morgen werden wir davon vielleicht 10 Prozent  ausschöpfen. Als die U21 für die Meisterschaft geehrt wurde und ich ein paar Worte sagen konnte, hatte ich Gänsehaut.

In Giesing habe ich alles selbst dabei, die Musik auf dem Netbook, das Kabel für die Verbindung zur Musikanlage, die ich selbst bediene, die Moderation auf einem DIN A4-Zettel, sogar die Batterien für das Mikrofon. Ich mache viel aus dem Bauch heraus, sage was mir gerade so einfällt, schreibe parallel den Live-Ticker auf ama-lion.com. Meine große Unterstützung in Giesing ist meine Frau Bianca, die natürlich auch heute dabei sein wird.

Heute hilft mir zusätzlich Basti. Er arbeitet bei 1860 und wird mein Assistent sein. Der mit dem Techniker im obersten Stockwerk der Allianz Arena zusammenarbeitet. Der mit mir über ein Empfangsgerät und einen Knopf in meinem Ohr kommuniziert. Der darauf aufpasst, dass ich den minutengenauen Regieplan einhalte, der zwei Stunden vor Anpfiff noch einmal mit dem ganzen Team besprochen wird. Ab 60 Minuten vor Anpfiff habe ich das Stadion-TV-Team bei mir, werde gefilmt und auf der Anzeigetafel gezeigt. Ansonsten wird alles für mich übernommen, die Musik gespielt, die Unterlagen gebracht. Das ist der Grund, warum ich aufgeregt bin, denn es wird alles anders sein. Aber ich freue mich auch sehr über diesen Tag. Über den bislang größten Tag für die Jungs, die heute auf dem Platz stehen werden. Und vielleicht auf eine lange Party-Nacht. Gut, dass ich am Montag Urlaub habe.

Und ich freue mich darauf, was auf alle Fälle kommt: Die Saison 2013/14, auf die Rückkehr ins runderneuerte Stadion an der Grünwalder Straße. Ganz egal ob die Gegner dann Buchbach oder Memmingen oder vielleicht doch Osnabrück und Münster heißen. Na gut, ganz egal ist es mir dann doch nicht …

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