VON OLIVER GRISS UND SANDRA BEHNE (BONGARTS, GETTY IMAGES)

Das “SZ”-Interview von Christian Waggershauser hatte auch eine sehr positive Seite: Der ehemalige 1860-Verwaltungsrat (2006 bis 2016) hat indirekt zugegeben, dass ausgerechnet der Stadtrivale FC Bayern nicht zu wenig an der Grünwalder Straße mitgemischt hat. Im Zentrum der Kritik: Stefan Ziffzer und dessen merkwürdige Rolle beim Verkauf der Stadion-Anteile im Jahr 2006.

Der ehemalige Löwen-Geschäftsführer hatte die 50-prozentige Beteiligung an der Allianz Arena (Wert rund 400 Millionen) für den lächerlichen Preis von 11,3 Millionen Euro verschleudert - und Waggershauser legt nach Jahren des Schweigens, auch wenn viel zu spät, den Finger in die Wunde. Laut dem Muffathallen-Chef hätte Ziffzer “nicht primär unsere Interessen vertreten.”

Der Vorwurf: “Was dann eben nicht mehr geht, das ist die Ziffzer-Nummer mit dem Verkauf der Anteile weit unter Wert und der Fortführung der Dienstleisterverträge, die in ihrer enormen Höhe zur Abbezahlung von Baudarlehen und Handgeld gedacht waren. Solche Verträge machen nur für einen Eigentümer Sinn, nicht für einen Mieter.” Kurios auch: Die Rückkauf-Option für die Arena verkaufte der TSV zum Spottpreis von 1,3 Millionen Euro. Die große Frage: Warum haben die 1860-Funktionäre seinerzeit diesem Wahnsinn überhaupt zugestimmt?

Wie kam Ziffzer zu 1860? “Angeblich wurde er von Edmund Stoiber und der Monika Hohlmeier (früheres Mitglied im 1860-Aufsichtsrat, d. Red.) empfohlen. Und Ziffzer war ja wohl Manager bei der Kirch-Gruppe, als diese mit dem FC Bayern einen Fernsehgeld-Geheimvertrag über 20 Millionen geschlossen hat”; erklärte Waggershauser, der zudem verriet, dass der Vertrag von Ziffzer bei 1860 auf “Druck des FC Bayern verlängert werden musste.”

Dass die Bayern immer darauf pochen, die Löwen nie im Stich gelassen zu haben, kontert Waggershauser: “Tatsache ist, dass der FC Bayern ohne 1860 noch heute im Olympiastadion oder außerhalb Münchens in der Pampa spielen müsste. Weil nach EU-Recht die Stadt und der Freistaat 200 Millionen Euro direkte Subventionen für Infrastruktur gezahlt haben, sodass dort bis vor Kurzem zwingend zwei verschiedene Vereine spielen mussten. Das Grundstück wurde auch vergünstigt hergegeben, weil nicht nur ein Klub davon profitierte.“

Muss die Akte um den kuriosen Verkauf der Stadion-Anteile neu aufgerollt werden?