Noch ist Ober-Löwe Peter Cassalette in Abu Dhabi bei Hasan Ismaik: Bevor irgendwelche Ergebnisse vom TSV 1860 verkündet werden, schrieb der Löwen-Investor mit dem Hinweis “wichtige Nachricht” jetzt einen offenen Brief auf seiner Facebook-Seite:

Zunächst möchte ich Euch herzlichst meine besten Wünsche für das neue Jahr 2016 übermitteln. Ich hoffe, dieses Jahr wird voller Glück und Gesundheit für Euch und Eure Familien sein und sportlichen Erfolg für unseren großartigen Verein bringen. Danke für Eure weitere loyale Unterstützung des TSV 1860.





Wichtige Nachricht vom Aufsichtsratsvorsitzenden des TSV 1860 Hasan IsmaikOffener Brief an die Mitglieder und Fans des…

Posted by Ismaik1860 on Mittwoch, 6. Januar 2016



Als ich die Entscheidung traf, in Euren Fußballklub zu investieren, erfolgte dies nicht mit Blick auf einen finanziellen Profit. Als Araber bin ich sehr stolz auf die Tradition und die Geschichte meiner arabischen Herkunft. Ich sah im TSV 1860 einen Verein mit Tradition und Geschichte, der Hilfe benötigte. Ich hatte – und habe nach wie vor – keine Absicht, diese Tradition in irgendeiner Weise zu ändern. Die Tradition ist es, die den TSV 1860 besonders macht.

Es war klar, dass der Verein unter finanziellen Schwierigkeiten litt, die ihn wirtschaftlich schwächten. Seine einzigen Vermögenswerte waren Sponsorenverträge, deren Wert infolge des fehlenden Erfolgs auf dem Spielfeld stetig abgenommen hat. Mein Investment zielte allein darauf ab, diesen traditionsreichen Fußballklub vor der Insolvenz zu retten. Mein Investment war zudem mit der Hoffnung verbunden, dass mit meiner Leidenschaft für seine Geschichte und mit meiner finanziellen Unterstützung der Verein wieder zu dem gemacht werden würde, was er verdient, nämlich zu einen Topklub im deutschen Fußball. Mein Investment wurde dankbar von den Fans des Vereins und den deutschen Medien begrüßt, und ich war erfreut, Teil dieses prestigeträchtigen Vereins zu sein. Ich hoffte, dass wir zusammen die Geschicke des TSV 1860 auf den richtigen Weg bringen würden.
Nicht lange nach meinem Investment erkannte ich dann das ganze Ausmaß der Probleme, mit denen dieser Verein konfrontiert war. Die größten Probleme sind die verzerrte Berichterstattung in den Medien und die Manipulation der Medien durch beteiligte Parteien, die ihre eigenen Ziele verfolgen. Ziele, die nicht mit den Interessen des Klubs im Einklang stehen. Neben der unzutreffenden Darstellung von internen und vertraulichen Vereinsangelegenheiten, die nicht in den Medien diskutiert werden sollten, war ich auch persönlichen Angriffen ausgesetzt, die mit Hilfe diffamierender und ungerechtfertigter Anschuldigungen und Gerüchte schlicht erfunden waren. Ich bin bestürzt und betroffen wegen der Art und Weise, wie solch vertrauliche Informationen an die Öffentlichkeit gelangen. Die Weitergabe vertraulicher Informationen an die Medien erfolgt immer „kurz vor Toresschluss“ und regelmäßig, bevor diese Angelegenheiten von den Gesellschaftern diskutiert werden konnten. Derartige Enthüllungen scheinen einzig und allein das Ziel zu verfolgen, mir Handlungsalternativen zu entziehen. Die einzige denkbare Absicht für die Manipulation der Medien, die Weitergabe vertraulicher Information an die Medien und die verzerrte Darstellung von Tatsachen durch die Medien ist es, mich und meinen Mitgesellschafter davon abzuhalten, eine handlungsfähige Einheit zu bilden, die diesen Verein wieder voranbringen könnte. Die Begünstigten solch negativer Berichterstattungen sind unsere Gegner auf dem Platz, die zu unseren Lasten Erfolge feiern, und vielleicht daneben noch diejenigen wenigen rücksichtslosen Personen, die versuchen, ihre eigene Position innerhalb Münchens und des TSV 1860 zulasten des Vereins, seiner Gesellschafter und Fans zu stärken.



Lasst mich ein Beispiel dafür geben, wie die Medien und andere beteiligte Parteien versucht haben, Eurem Verein zu schaden. Ende Dezember gab ich während meines Aufenthalts in London deutschen Zeitungen einige Interviews. Die Tatsachen und Kommentare, die ich dort äußerte, wurden verzerrt, um feindselig und bedrohlich zu wirken. Der gesamte Inhalt meiner Kommentare und wichtigen Empfindungen wurde jedoch nicht wiedergegeben. So war ich etwa überrascht zu lesen, dass ich dem Verein angeblich mit Insolvenz drohen würde. Da ich 60 Prozent der Anteile am Verein besitze, wäre diese Drohung so, als würde ich mich selbst erpressen!
Die Wahrheit ist einfach. Ich habe den TSV 1860 im Jahre 2011 mittels eines Investments in Höhe von EUR 18,4 Mio. vor der Insolvenz gerettet. Zudem habe ich in der Folge weitere enorme finanzielle Unterstützungen geleistet. Ich habe keinen Aufwand gescheut, um den TSV 1860 voranzubringen und den Verein wieder in die 1. Bundesliga zu führen, in welche er gehört. In dieser Zeit hat der Verein unter großen finanziellen Schwierigkeiten gelitten, die vor allem auf den Verkauf von 50 % der Anteile an der Allianz Arena zurückzuführen sind. Meines Wissens wurden die hälftigen Anteile an der Allianz Arena für EUR 11 Mio. und damit einen kleinen Teil des damaligen tatsächlichen Werts an den FC Bayern verkauft.
Ich werde keine unzutreffende Berichterstattung oder schlichte Lügen zulassen, die das Ansehen meiner Person oder dieses großartigen Vereins untergraben. Seitdem ich erstmals Gesellschafter des TSV 1860 geworden bin, habe ich nahezu EUR 50 Mio. investiert, um diesen Verein voranzubringen. Trotzdem finden wir uns Jahr für Jahr mit weiteren Schulden in den unteren Tabellenregionen der 2. Bundesliga wieder. Für mich ist nicht erkennbar, wofür mein Geld ausgegeben wurde. Ich habe keinen Einblick, wohin frühere Investments in den Verein geflossen sind, weswegen der Verein sich zur Zeit meines Einstiegs in einer bedauerlichen finanziellen Schieflage befand. Dies sind keine Anschuldigungen, sondern wichtige Fragen, auf die die Berichterstattung fokussiert sein sollte. Ich möchte wissen, wohin meine Gelder geflossen sind! Jedes Jahr investiere ich zusätzliche Millionenbeträge in diesen Verein, um die Liquiditätslücke zu stopfen und um zu ermöglichen, dass der Verein seine DFL-Lizenz erhält und in der Bundesliga spielt. Meine finanzielle Loyalität und Unterstützung werden „belohnt“ mit Misstrauen und Hindernissen sowohl von innerhalb als auch von außerhalb des Vereins. Ich möchte anmerken, dass mein Mitgesellschafter und seine Mitglieder während meiner Amtszeit dem Verein nie ein Darlehen gewährt haben, obwohl sie die Mehrheit der Stimmrechte kontrollieren. Sie schauen immer auf mich, wenn es darum geht, die notwendige finanzielle Unterstützung bereitzustellen, um den Verein weiter am Leben zu halten. Es trifft zu, dass ich nicht bereit war, die letzte Reihe von Darlehen in Genussrechte umzuwandeln, aber diese Entscheidung erfolgte mit den besten Absichten. Es ist der einzige Weg, um Euch, den loyalen Fans des Vereins, zu zeigen, dass ich diejenigen zur Rechenschaft ziehen möchte, die für das Management des Klubs verantwortlich sind. Wäre das Darlehen von einer Bank und nicht von mir persönlich gewährt worden, dann gäbe es keine Diskussion darüber, ob das Darlehen in Genussrechte umgewandelt würde. Der Verein hätte in jedem Fall angemessene Vorkehrungen zu treffen, um das Darlehen zurückzuzahlen. Ich erwarte keine Rückzahlung. In früheren Jahren habe ich der Umwandlung von insgesamt EUR 19 Mio. zugestimmt. Mittlerweile ist die Zeit gekommen, um zu sagen: „Genug ist genug“. Eine erneute Umwandlung meines Darlehens in Genussrechte ähnelte aus meiner Sicht der Situation, in der man einem Kind fortlaufend Geld gibt, weil es das Geld, das man ihm am Tag zuvor gegeben hat, wieder ausgegeben hat. Dies lehrt das Kind keine Verantwortung bereitet es nicht auf das Leben in der wirklichen Welt und einen verantwortlichen Umgang mit Geld vor. Obwohl dies eine banale Analogie ist, ist sie sehr zutreffend.
Neben meiner signifikanten finanziellen Unterstützung habe ich noch andere Wege gefunden, um dem Verein dabei zu helfen, eine ausgewogene Finanzlage zu erzielen. Als ich in den Verein investierte, habe ich gegen hohe Kosten die Vermarktungsrechte des Vereins erworben. Letztes Jahr habe ich diese Vermarktungsrechte an Infront übertragen, weil dies nach Auffassung der Geschäftsführung des Klubs im besten Interesse des Vereins war, damit ein größeres Unternehmen seine Kontakte besser ausnutzen könnte, um dem Verein größere Sponsorenverträge zu verschaffen. Ich habe ohne Zögern und ohne eine Zahlung an mich zugestimmt. Die von Infront geleistete Vergütung für die Vermarktungsrechte ging direkt an den Verein. Über diesen wesentlichen Verzicht von meiner Seite, der zur finanziellen Stabilisierung des Vereins beitragen sollte, habe ich keine Berichte in den Medien gesehen.
Es besorgt mich, dass der Fokus der Medien auf scharfe persönliche Angriffe gegen meine Person gerichtet ist und nicht die Leistung des Teams auf dem Platz hinterfragt. Die einfache Wahrheit ist, dass sich viele unserer Probleme in Luft auflösen würden, wenn der Mannschaft erlaubt würde, erfolgreich auf dem Platz zu arbeiten. Dieser Verein hat hohe Fixkosten gemessen an seiner Position in der Liga. Ich würde vermuten, dass es Topvereine im deutschen Fußball gibt, deren Kosten geringer sind als unsere. Ich suche die Verantwortlichkeit beim Management des Vereins, genauso, wie ich meinen Mitgesellschafter für seine Handlungen und Entscheidungen verantwortlich sehe. Dies gilt insbesondere, wenn der Mitgesellschafter oder das Management des Vereins mein Geld erwarten, um ihre Entscheidungen umzusetzen. Aus meiner Sicht ist es korrekt, dass unter diesen Umständen meine Hinweise und Beobachtungen gehört und respektiert werden sollten. Ich versuche außerdem zu verhindern, dass wesentliche finanzielle Entscheidungen (wie der Stadionverkauf) sich wiederholen, ohne dass die langfristigen Auswirkungen vollständig berücksichtigt werden. Diese eine Entscheidung bedeutet nun, dass wir extrem hohe Mietzahlungen für die Nutzung eines Stadions leisten müssen, welches uns früher zur Hälfte gehörte. Ich erwarte einen beratenden und umfassenden Ansatz, der von meinen Partnern und der Vereinsführung umgesetzt wird, während wir uns immer der in Deutschland herrschenden Regeln zur Führung eines Fußballvereins bewusst sind. Mein Wunsch ist nur, dass meine Hinweise und Beobachtungen gehört werden und dass das Klubmanagement sich für die sportlichen Leistungen der Mannschaft und für die finanzielle Leistung des Klubs verantwortlich zeigt. Wäre es meine Absicht, mehr Einfluss auf die Geschicke des Klubs und seine Führung zu nehmen als es rechtlich vorgesehen ist, dann hätte ich sicher nicht Bereiche, die meiner Kontrolle unterlagen,, wie etwa die Vermarktungsrechte des Klubs, einfach aus der Hand gegeben.
Im Laufe der Jahre habe ich mir größte Mühe gegeben, das negative Feedback zu meinem Investment und die Versuche, meinen Ruf zu beschädigen, zu ignorieren. Ich habe dem Klub weiterhin meine volle Unterstützung gewährt und finanziellen Rückhalt gegeben. Ich habe den rassistischen Schlagzeilen die kalte Schulter gezeigt, welche versuchten, mich von den anderen loyalen Fans des TSV 1860 aufgrund meiner ethnischen Herkunft auszugrenzen. Ich bin sehr stolz auf meine arabische Herkunft. Es ist beschämend, dass einige Eurer Zeitungen und die Leute hinter den dort abgedruckten Artikeln versuchen, mich aufgrund meiner arabischen Herkunft zu diskreditieren, um gleichzeitig hierdurch negative Vorurteile gegen alle arabischstämmigen Menschen zu schüren. Ich habe auch nicht auf die intoleranten und beleidigenden Plakate bei Heimspielen und anderswo in München reagiert, die von den wenigen Menschen verbreitet werden, die sich entschieden haben, das zu glauben, was in den Zeitungen geschrieben wird. Ich bin fest davon überzeugt, dass solche Handlungen und Meinungen nur diese Minderheit repräsentieren und dass die Mehrheit der Deutschen und die Fans dieses wunderbaren Vereins solche rassistischen und verletzenden Sichtweisen rundum ablehnen. Ich werde kurzfristig die zuständigen Stellen dazu auffordern, diese Angelegenheiten zu untersuchen. Dies wird mir Genugtuung gegenüber denjenigen Personen und Parteien verschaffen, welche sich so unehrenhaft verhalten haben. Trotz solch niederträchtigen Verhaltens habe ich bis zum heutigen Tage meine Unterstützung für diesen Verein nie eingestellt.
Lasst mich nun auf die andauernden Gerüchte eingehen, nach denen ich bloß Schwierigkeiten verursachen würde, um den Verkauf meiner Anteile am Verein zu erleichtern. Es macht für mich keinen Sinn, meine Unterstützung zu diesem Zeitpunkt zu beenden, zu dem der Verein auf und neben dem Platz existenziell bedroht ist, und es derartige negative Presseberichterstattungen über offenbarte interne Querelen, finanzielle Probleme und die enttäuschenden sportlichen Leistungen gibt. Wie bereits zuvor dargestellt, bin ich nach München zum TSV 1860 gekommen, weil ich unbedingt diese wichtige Säule der deutschen Sporthistorie retten wollte. Daran hat sicht nichts geändert. Ich bestätige Euch hiermit erneut, dass ich diesen Verein weiterhin voll unterstützen werde, sei es über weitere finanzielle Investments oder auf andere Weise. Allerdings gibt es einige fundamentale Dinge, die angesprochen werden müssen: In dieser prekären Situation, in der die Mannschaft in den Niederungen der Tabelle verkümmert, hat der Verein keine klare Strategie oder einen Geschäftsplan, der angemessen die derzeit verringerten Einkommensverhältnisse widerspiegeln würde. Darüber hinaus gibt es derzeit keine Studie, die eine überlebensfähige Alternative zur Nutzung der Allianz Arena aufzeigen würde (wahrscheinlich als einzelnes das bedeutendste wirtschaftliche Problem des TSV 1860). Das Management des Vereins und seine Gesellschafter sollten sich eher auf Kernprobleme wie diese konzentrieren, statt subversive, entzweiende und zumeist irrelevante Presseberichte zu kommentieren.
Daher bitte ich Euch heute, nur an unseren Verein zu denken und mit mir Schulter an Schulter gegen derart niederträchtiges Verhalten und maßlos voreingenommene Medienberichterstattungen zusammenzustehen. Ich bitte Euch darum, Vorbehalte infolge der jüngsten Medienberichterstattungen beiseite zu legen und zu überlegen, wie wir zusammen arbeiten können, um diesen großen und historischen Verein wieder voranzubringen. Ich möchte die deutschen Fußballverbände darum bitten, ihre Haltung im Hinblick auf das Eigentum und die Führung von Sportklubs durch ausländische Investoren zu überdenken. Darum, die rechtlichen Rahmenbedingungen, die für die Führung von Sportklubs gelten, an die Regeln europäischer Nachbarländer, wie England, anzupassen. Darum, Eure Investoren zu unterstützen und ihnen im Gegenzug zu erlauben, Euren Verein zu unterstützen. Nur mit solchen Änderungen können wir hoffen, die deutschen Bundesligen in dieselben (finanziellen) Regionen zu bringen, wie sie in England erreicht werden.
Ich weiß, dass ich kein Münchner bin. Aber ich bin ein loyaler und leidenschaftlicher Fan des TSV 1860, und ich hoffe, dass meine finanzielle Unterstützung dazu beiträgt, diesen einst großen Verein wieder auf den Gipfel des deutschen und europäischen Fußballs zu bringen. Dies kann nur geschehen, wenn die Klubführung und mein Mitgesellschafter bereit sind, kollegial und effektiv mit mir zusammenzuarbeiten. Dies kann nur geschehen, wenn mir eine Sicherheit oder Garantie dafür gewährt wird, dass mein Investment mir nicht ungerecht entzogen wird. Wenn ich die Unterstützung von Euch und von den deutschen Verbänden erhalte, bin ich bereit, diesem fantastischen Verein all die finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen, die es erfordert, um wieder dorthin zu gelangen, wo der Verein hingehört. Ich bitte Euch, Eure Unterstützung für unseren Klub auf zwei Wegen zu zeigen: Erstens, indem Ihr mir Eure Stimme gebt, um meinem Anliegen gegenüber den deutschen Verbänden Gehör zu verschaffen. Zweitens, indem Ihr mir helft, die Verantwortlichen für die aktuelle unschöne Situation des TSV 1860 für ihre Handlungen zur Verantwortung zu ziehen.

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