VON OLIVER GRISS

Wenn Peter Cassalette (62) sich am Donnerstag einem Löwen-Quiz unterzogen hätte, dann hätte er möglicherweise die volle Punktzahl erreicht. Der designierte Ober-Löwe wusste Vieles über die glorreiche 1860-Zeit zu erzählen. Auch wer die Löwen-Tore beim legendären Entscheidungsspiel 1977 im Frankfurter Waldstadion beim 2:0-Triumph gegen Arminia Bielefeld geschossen hatte, wusste er: “Jimmy Hartwig und Schorsch Metzger.” Es war das Jahr, als  Cassalette Löwen-Mitglied wurde und seitdem trotz schweren Krisen auch geblieben ist. Jetzt will der gebürtige Münchner zum Löwen-Boss aufsteigen. Die Zeit dafür hat er: “Ich sehe das als Fulltime-Job.” Dass er dieses ehrenvolle Amt auch ausführen darf, dazu braucht er am 15. November bei der 1860-Mitgliederversammlung die einfache Mehrheit.

Bei seiner Präsentation in der Co-Working-Space-Halle im Münchner Schlachthof-Viertel machte Cassalette einen vernünftigen und sympathischen Eindruck. Allerdings war ihm auch deutlich anzumerken, dass er ein Frischling in Sachen Vereinsarbeit ist. Er denkt wie ein Fan. Eine Tatsache, die einerseits ein Vorteil sein kann, weil er unvorbelastet an die Sache rangeht, andererseits aber aufgrund der angespannten Situation beim TSV 1860 gefährlich sein kann.

Ein klares Konzept konnte Cassalette (“Ich habe auch eine Löwen-Kutte”) am Mittwoch noch nicht vorstellen, aber: Der ehemalige FTI-Geschäftsführer will künftig heiklen Themen nicht aus dem Weg gehen. Bei seiner Vorstellung sprach er auch die schwierige Partnerschaft mit Hasan Ismaik an. “Die Situation mit Ismaik ist nicht zufriedenstellend”, erklärte Cassalette: “Das Verhältnis hat sich zuletzt gebessert, aber es ist dennoch problematisch. Ich will erst einmal versuchen, mich baldmöglist mit Herrn Ismaik zu treffen. Ich bin Optimist und denke, ich kann gut mit Menschen. Ich will ihn erst einmal kennenlernen und sehen, was er für ein Mensch ist. Dann muss man weitersehen und eine Lösung finden, in die eine oder andere Richtung. Er will kein Investor mehr sein – das mag sein. Aber die KGaA muss aufgewertet werden – das geht nur mit sportlichem Erfolg.” Und mit weiteren Investitionen.

Cassalettes Vorbild als Löwen-Präsident ist der längst verstorbene Adalbert Wetzel, weil er der Anführer in einer unvergessenen Löwen-Epoche mit Pokalsieg, Europapokalfinale und Meisterschaft war. Und Cassalette, der eine Dauerkarte für den Stehplatz hat, weiß: “1860 braucht eine harte Hand. Ich werde versuchen, dominant aufzutreten und im entscheidenden Moment - wenn notwendig - reinzuhauen.” Allerdings will sich Cassalette in der Fußball-Firma weitgehend zurückhalten, dafür vertraut er auf seine beiden Geschäftsführer Markus Rejek und Noor Basha.

Muss der Fußball-Firma, die derzeit Rang 17 in der Zweiten Liga belegt, nicht mit einem starken Mann im Sport-Management geholfen werden? Cassalette, der am Donnerstag das Training begutachtete: “Für den Sportdirektor sind die beiden Geschäftsführer verantwortlich.” Auf dieblaue24-Nachfrage, ob er auf den Flirt von Felix Magath eingehen werde, sagte Cassalette: “Momentan gibt´s keinen Handlungsbedarf. Wir haben mit Necat Aygün einen Sportdirektor und mit Benno Möhlmann einen neuen Trainer. Ich wüsste nicht, warum wir heute oder morgen ein Gespräch mit Herrn Magath führen sollten. Aber wenn aus der Vergangenheit nichts dagegen spricht, kann man sich sicher mal mit Magath unterhalten…”

Was haben Sie für eine erste Meinung von Cassalette? Diskutieren Sie mit!