Das 2:0 über den Erstligisten Hoffenheim im Pokal hat uns alle natürlich in einen rauschenden Zustand versetzt, den wir gerne alle öfter erleben würden: Es hat einfach alles gepasst. Die Spieler auf dem Rasen sind um ihr Leben gelaufen, haben Fußball wie aus einem Guss gespielt - und in der Nordkurve stieg eine tierisch geile Party. Kurz: Es war ein Erlebnis. Diese Momente sind in den letzten Jahren leider viel zu kurz gekommen - und genau das ist der Grund, warum wir Fans sooft von der Vergangenheit reden. Ein Daylon Claasen, der von vielen schon abgeschrieben war, zeigt plötzlich, dass er sehr wohl Fußballspielen kann - und unsere Talente wie Marius Wolf beweisen, dass unsere Nachwuchsarbeit trotz 12 Jahren in der Zweiten Liga immer noch erstklassig ist. Das baut auf.

Und vielleicht ist nach Jahren der Tristesse genau jetzt der Zeitpunkt gekommen, um den Schalter umzulegen und in der Gegenwart regelmäßig zu feiern. Der Triumph über Hoffenheim verbreitet zumindest neue Hoffnung. Allein diese 90 Minuten haben uns ein wenig den Stolz zurückgebracht. Es macht den Eindruck, dass unsere Mannschaft in den letzten Monaten, insbesondere durch die Relegationsspiele gegen Holstein Kiel, einen neuen Teamgeist entwickelt hat. Jetzt aber darf die Mannschaft nicht locker lassen und muss in der Liga nachlegen. Am besten schon heute beim Derby in Nürnberg. Seit dem Abpfiff in der Allianz Arena fiebere ich mit vielen Freunden diesem Spiel entgegen. Natürlich werde ich wie rund 3000 Löwen-Fans auch wieder im Gästeblock stehen. Der einfache Weg von Übersee nach Nürnberg beträgt für mich rund 300 Kilometer. Wir werden auf den Rängen für die nötige Unterstützung sorgen - und unsere Jungs machen den Rest auf dem Platz. Versprochen?

Ann-Kathrin Leitner (22) geht seit 2005 zu den Löwen. Die Einzelhandelskauffrau aus Übersee schreibt in unregelmässigen Abständen in ihrer “Ungeschminkt”-Kolumne “Fräulein Leonie” über die neuesten Entwicklungen beim TSV 1860.