VON OLIVER GRISS

Mit 32 muss der Ex-Kapitän des TSV 1860 den Fußball neu lernen - dafür nimmt er sich Anschauungs-Unterricht bei Bayern-Star Bastian Schweinsteiger

Manchmal kann es wohl Daniel Bierofka selbst nicht glauben: Auf seine alten Tagen (der Ex-Nationalspieler ist 32) hat er sich von seiner geliebten Außenbahn verabschieden muss, um seinen Stammplatz beim TSV 1860 nicht zu verlieren. Er ist jetzt offiziell ein Sechser. Wenn man bei Wikipedia nachschlägt, wird diese Rolle auch als “Staubsauger” interpretiert. Bierofka soll die Gegner buchstäblich aufsaugen und dann schnell nach vorne das Spiel eröffnen.
Sein Trainer Reiner Maurer traut ihm diese Rolle zu: Bierofka, dessen Freund zweifelsohne der Ball ist, soll nun beim TSV 1860 die Dreckarbeit erledigen. Wie früher Jens Jeremies oder Marco Kurz.Beim 5:0 in Cottbus hat Bierofka diese Rolle mit Bravour erledigt, auch wenn er weiß: “Es ist noch viel Luft nach oben. Ich habe mit dieser Rolle kein Problem, aber natürlich weiß ich, dass ich noch nicht alles richtig gemacht habe…”
Um die Rolle besser zu verstehen, nimmt sich der ehemalige Löwen-Kapitän Anschaungsunterricht bei Bayern-Star Bastian Schweinsteiger (27), der fünf Jahre jünger ist als Bierofka. Auch beim Länderspiel-Triumph über Brasilien (3:2) hat der 1860-Mittelfeldspieler Schweini studiert. “Ich will einfach sehen”, sagt Bierofka gegenüber dieblaue24, “wie sich so ein Weltklassespieler bewegt.” Bierofka versucht’s dann dem Bayern-Star nachzumachen, wie der seinen Körper im Zweikampf einsetzt oder nach der Balleroberung umschaltet. Und mittlerweile findet Bierofka, der in dieser Woche mit seiner Familie im Tierpark war, um ein wenig vom Fußball abzuschalten, sogar Gefallen an seiner neuen Position: “Ich könnte mir vorstellen, dass der Trainer mich gegen Aue wieder spielen lässt…”