VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Natürlich, die Rückkehr an alte Wirkungsstätte hatte sich Patrick Glöckner (48) ganz anders vorgestellt – und dann das: Die Löwen wurden in der ersten Hälfte im Ostseestadion nach allen Regeln der Kunst entzaubert. Das lag zum einen daran, dass Hansa Rostock einen Sahnetag erwischte; zum anderen aber auch an der eigenen Passivität und dem offensichtlich zu großen Respekt vor dem Gegner.

Beim 0:2-Pausenstand war die Messe für die Giesinger praktisch schon gelesen. Erst kurz vor Schluss gelang Sean Dulic noch der Ehrentreffer zum 1:2-Endstand. Vor 24.303 Zuschauern war der vermeintliche Fußballfestabend für die Löwen am Ende ein verschenkter Arbeitstag – mit einer klaren Erkenntnis: Wer in dieser Dritten Liga auch nur einen Prozentpunkt nachlässt, geht leer aus. MagentaSport-Kommentator Andreas Mann treffend: “Die Löwen verteidigen hier wie in einem Benefizspiel.”

Die Analyse von Trainer Patrick Glöckner fiel nach dem Schlusspfiff aus: “Die erste Hälfte war total zum Vergessen. Deshalb gab es eine turbulente Halbzeitansprache und die Umstellung auf drei Positionen. Wir sind weder in die Zweikämpfe gekommen, noch haben wir die Bälle festgemacht, waren viel zu weit weg vom Gegner. Vielleicht waren wir von der Kulisse beeindruckt. Es hat absolut alles an Mentalität und Einstellung gefehlt. Das kenne ich von der Mannschaft nicht.” Von der Kulisse beeindruckt? Tatsächlich war die bundesliga-reif, ohrenbetäubend und beeindruckend. Das Motto: Alle für eine Mannschaft. Es war ein Lehrbeispiel, wie Unterstützung funktionieren kann.

Auch Star-Stürmer Florian Niederlechner, der selbst kaum zu Ballkontakten kam, pflichtete seinem Trainer bei: “War gar nichts. Ich weiß gar nicht, was wir in der ersten Halbzeit gemacht haben. Das war nicht das, was wir die ersten Spiele gezeigt haben. Gegen den Ball völlig Harakiri.“

Lob für den Gegner gab es von Rrene Rydlewicz, zu aktiven Zeiten für beide Teams am Ball: “Wenn sich der Trainer von Hansa das hätte malen können, hätte er es sich so aufgezeichnet. Fantastisches Angriffspressing. Sie lassen den ersten Ball zu, dann setzen sie sie sofort unter Druck. Sie spielen hinten Mann gegen Mann, ohne Absicherung und doppelten Boden.“

Die Löwen flogen am Donnerstagvormittag zurück nach München: Zeit zur großen Analyse bleibt nicht, denn bereits am Samstag empfangen die Sechziger zu ihrem ersten Wiesn-Heimspiel die Zweitvertretung von 1899 Hoffenheim (16.30 Uhr, db24-Ticker) - dann wird auch Ex-Nationalspieler Kevin Volland wieder mit auf dem Platz stehen. Sein Fehlen aufgrund des Platzverweises beim 3:2 gegen den TSV Havelse machte sich stark bemerkbar. Ein Alibi darf das aber nicht sein für den ersten großen Rückschlag der Saison.

Die Glöckner-PK im Youtube-Video nach dem 1:2 in Rostock - klick Dich rein!