VON OLIVER GRISS

Wenn man heutzutage mit Fans spricht, dann fällt zwangsläufig immer wieder der Name Wildmoser. Er war der Präsident, der die Löwen in den 90er Jahren mit seiner unbandigen Power, mit seinem autoritären Führungsstil wachrüttelte. Stolze 12 Jahre saß er auf dem Löwen-Thron. Er war der König der Löwen.

Heute vor 15 Jahren, am 28. Juli 2010, verstarb Karl-Heinz Wildmoser im Klinikum Rechts der Isar im Alter von nur 71 Jahren an einem Herzversagen. Seine Freunde behaupten: “Der Karl-Heinz könnte noch leben, wenn er am Krankenbett auf die Ärzte gehört und die Thrombosestrümpfe angezogen hätte.” Aber Wildmoser, der in der Anfangszeit den Klub mit seinem eigenen Geld mehrmals vor dem Konkurs rettete, war ein bayerischer Sturschädel. Er ging seinen eigenen Weg. Das kostete ihm am Ende das Leben.

Wildmoser war ein Macher, wie es ihn heute im Profifußball kaum noch gibt. Der Großgastronom, der bereits vor seinem Einstieg bei 1860 in München bekannt war wie ein bunter Hund, führte die Löwen gemeinsam mit im April verstorbenen Werner Lorant in Rekordzeit vom tristen Bayernliga-Fußball (3. Liga) bis in den Europapokal. Lorant sagte einmal: “Wildmoser war das Beste, was der TSV 1860 gesehen hat. Er war mein Präsident. Schade, dass wir in den Jahren vor seinem Tod kaum mehr Kontakt hatten. Das bereue ich.” Jetzt können sie sich im Himmel aussprechen und über die Löwen wachen.

Wildmoser belebte auch den Jugendfußball bei 1860 wieder. Es war sein NLZ. Darüber sprach ganz Deutschland. Als ich Anfang der 2000er Jahre für die AZ mit Leichtathletik-Boss Karl Rauh, der auch heute noch im Amt ist, bezüglich der anvisierten Turnhalle ein Interview gemacht hatte, dass die Turnhalle auch für die anderen Sportarten bei 1860 sei, fegte mich Wildmoser an: “Warum geben Sie diesem Mann eine Bühne? Der will nur den Profifußball lächerlich machen.” Wildmoser sprach zwei Monate nicht mehr mit mir. Er fühlte sich gekränkt, weil ich seinen Widersachern eine Plattform gegeben hatte. Auch das war Wildmoser.

Wildmosers größter Höhepunkt: Die beiden Derby-Siege in der Saison 1999/2000, Stadtmeister in München - und die anschließende Qualifikation für die Champions League-Quali gegen Leeds United. Das war gleichzeitig auch der Wendepunkt. Um weiter mithalten zu können, entschied sich Wildmoser - auch auf Druck der Politik - mit dem FC Bayern das gemeinsame Arena-Projekt umzusetzen. Bevor das Stadion in Fröttmaning allerdings eingeweiht wurde, war Wildmoser schon nicht mehr Präsident - Schmiergeldskandal! Er musste 2004 zurücktreten und an Karl Auer übergeben.

Stadion-Fanatiker bieselten ihm an seinem letzten Tag ans Auto. Die Szenen, die sich damals am Trainingsgelände abspielten, waren eine große Schande und blanker Hass. Es gibt viele Parallelen zum heutigen Investor Hasan Ismaik. Und obwohl Wildmoser freigesprochen wurde, wendeten sich sogar einige Freunde von ihm ab. Auch der damalige Münchner OB Christian Ude. “Das hat mich am meisten verletzt”, gestand Wildmoser einmal. Die Catering-Verträge für die Arena, die 1860 die Luft zum Atmen abschnürten, wurden übrigens nicht von ihm unterschrieben - auch wenn das Gegenteil bei Uninformierten immer gerne erzählt wird oder einfach deswegen, um das einstige Feindbild aufrecht zu erhalten. Aber auch das ist Sechzig. Das Beispiel Wildmoser schreckte auch viele betuchte Münchner hinterher ab, den Löwen finanziell zu helfen oder selbst ein Amt zu übernehmen.

Wildmoser zerbrach an den Löwen. Viele Fans erinnern sich gerne an den großen Wildmoser zurück - weil er sich für den TSV 1860 regelrecht aufopferte. Jeden Tag. Jede Stunde. Jede Minute. Wildmoser war Sechzig. Keiner kann ihm bis heute das Wasser reichen. Das ist auch eine von vielen Wahrheiten. Der Österreicher Gernot Mang versucht sich jetzt an dem schwierigen Amt. Seine ersten Tage bei 1860 sind vielversprechend. Er geht in die Kommunikation mit Fans und Investor Ismaik.