VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Der TSV 1860 in der Bundesliga? Erfolg mit dem Lieblingsklub zu haben - viele junge Fans kennen dieses saugeile Gefühl gar nicht. Am 11. Juni 1994 - heute vor genau 31 Jahren - stiegen die Löwen mit dem 1:0-Sieg in Meppen ins Fußball-Oberhaus auf. Es war ein Tag für die Ewigkeit. Als Gold-Torschütze durfte sich der Österreicher Peter Pacult feiern lassen, der das kongeniale Duo mit Bernhard Winkler bildete: Beide erzielten zusammen 34 Treffer. "Ich werde heute noch mit diesem Tor in Meppen konfrontiert - die Fans sind heute noch dankbar", erzählt Pacult.

Der Durchmarsch von der Bayernliga in die Beletage des deutschen Fußballs war mit dem Erfolg in Meppen innerhalb von zwei Jahren perfekt. Als Vater des Erfolgs gilt Kult-Trainer Werner Lorant, der gemeinsam mit Präsident Karl-Heinz Wildmoser die Löwen wiederbelebte. Beide sind inzwischen tot und können ihre Erfahrungen nicht mehr ihren Nachfolgern weitergeben.

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Einer, der damals die einzigartige Geschichte mitstrickte, ist Rainer Berg: Der heute 59-jährige war der Aufstiegstorwart. Mit seinem Talent, der Ruhe und Übersicht war der gebürtige Münchner einer der ganz großen Entscheider - es war kein Zufall, dass Berg in Meppen, im alles entscheidenden Finale, ohne Gegentreffer geblieben war. “Das ganze Jahr war ein Highlight”, erklärte Berg am Mittwoch gegenüber db24: “Eigentlich war der Auftrag nicht abzusteigen - am Ende sind wir aufgestiegen.” Das Spiel und den Platzsturm der Fans habe Berg gar nicht mehr so in Erinnerung, wie das Torwart-Denkmal verrät. “Eher den kleinen Flughafen und das Büffet, das auf der Landebahn aufgebaut war.” Auf der Landebahn des Fliegerhorsts Meppen kam es zu einer weiteren spontanen Feier. Hinterher wurde in der kleinen Charter-Maschine auf dem Rückflug nach München ordentlich gebechert und gesungen. Berg: “Das war eine einzige Party - wie im Bierzelt oder auf dem Ballermann auf Malle.” Einen Tag später kam’s zum Empfang bei Münchens OB Christian Ude auf dem Rathausbalkon - von oben sah man ein weiß-blaues Fahnenmeer mit rund 20.000 Fans, die sich jubelnd in den Armen lagen. Alles war größer als heute.

Heute sind die Löwen von damals kaum noch wiederzuerkennen. Unter Präsident Robert Reisinger und der wenig durchdachten Vereinspolitik spielt der Traditionsklub nur noch eine Nebenrolle: Im Bayern-Ranking liegt 1860 auf Platz 7, bundesweit reicht es gerade mal zu Rang 47. Der große Fußball scheint Lichtjahre entfernt. Doch an Tagen wie diesem lebt der Mythos.

Das ausführliche und exklusive db24-Interview mit dem immer bescheidenen Aufstiegstorwart Berg lesen Sie morgen auf db24. Er spricht über den Charakter der Meppen-Helden, den Sechser im Lotto Pacult, die Gründe seines Abschieds 1997, seinen Lieblingstorwart bei 1860, seine Karriere nach der Karriere und die spürbare Zerrissenheit im aktuellen Löwen-Lager.

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