VON PASCAL LAWITSCH

„Der Verein hat geliefert, wir sind der Verein!“, verkündete Präsident Robert Reisinger stolz bei der 1860-Mitgliederversammlung im Juni. Doch in welchem Bereich hat der Verein eigentlich geliefert?

Womit sich die Führungsetage des TSV 1860 immer wieder rühmt, ist die wieder steigende Mitgliederzahl des Vereins seit dem schwarzen Freitag im Juni 2017, als die Löwen in der Regionalliga Bayern einen Neustart hinlegen mussten. Mittlerweile sind die Zahlen auf einem Rekordhoch.

Das ist durchaus als positive Entwicklung zu werten. Doch bei einem genauen Blick auf die Statistik, lässt sich vor allem im Vergleich zu den anderen Profi-Vereinen in Bayern die künstlich erzeugte Euphorie aus der Chef-Etage nicht ganz erklären.

Natürlich, die Löwenfamilie war noch nie so groß wie heute. Doch verglichen mit den anderen Profiklubs aus Bayern, ist die prozentuale Steigerung doch eher bescheiden. Und nachdem die Geschäftsführung bei einer Veranstaltung großspurig davon sprach, in ein paar Jahren die Nummer 2 in Bayern sein zu wollen, muss auch hier ein Vergleich erlaubt sein. Die Löwen kommen aktuell auf rund 26.500 Mitglieder - damit liegen sie in Bayern zwar auf Platz drei, doch die Entwicklung ist im Vergleich mit den Konkurrenten aus dem Freistaat enttäuschend, wenn man weiß, dass die WM 2006 in Deutschland einen regelrechten Boom ausgelöst hat. Die Steigerung von 2006 bis heute liegt bei schlappen 28 Prozent. Nur Greuther Fürth verzeichnet mit 19 Prozent ein schlechteres Wachstum.

Warum sind Sie Löwen-Mitglied geworden?

Umfrage endete am 05.12.2024 12:00 Uhr
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29% (956)
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22% (732)
Ich bin kein Mitglied mehr!
21% (714)
Wegen den 60er Jahren mit Radi, Brunnenmeier, Heiß & Co.
9% (306)
Weil ich den Weg von Robert Reisinger & Co. unterstütze...
9% (301)
Weil ich eine Dauerkarte brauche...
6% (189)
Ich werde demnächst Mitglied, um einen positiven Wandel einzuläuten
3% (85)
Weil Hauptsponsor Die Bayerische mich 2017 animiert hat
2% (56)

Teilnehmer: 3339

Dass sich gute Arbeit auch in den Mitgliederzahlen widerspiegelt, beweist der FC Augsburg: 2006 hatten die Fuggerstädter 661 Mitglieder, inzwischen kommt der FCA auf 25.376 Mitglieder - das entspricht einer Steigerung von 3.739 Prozent. Oder anders erklärt: Die Mitgliederzahl hat sich um das 38-Fache erhöht. Die Bayern sind mit 360.000 Mitgliedern natürlich der Branchenriese. Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Kein Verein hat mehr Mitglieder. Die Löwen hätten bei einer Erfolgsstory das Potential auf rund 50.000 Mitglieder.

Die Löwen haben aber derzeit wenig zu bieten. Dabei wäre das Potential des Klubs riesig. Was dem Mutterverein in die Karten spielt: Die Jahreskarte für die Profi-Mannschaft bringt ihnen automatisch Mitglieder - nur wer Mitglied ist, kann in der Regel ein Saisonticket kaufen. Das schleichende Wachstum der Löwen sollte durchaus zu denken geben, vor allem auch, wenn man bedenkt, dass die wirtschaftlich starke Millionenmetropole München perfekte Grundvoraussetzungen liefert und gegenüber anderen Vereinen einen enormen Standortvorteil bietet.

Dass sich aber nicht mehr Fans dazu entschließen, einen Antrag auf eine Mitgliedschaft auszufüllen, liegt wahrscheinlich nicht ausschließlich an der tristen sportlichen Stagnation der letzten Jahre im Niemandsland der Dritten Liga. Oder dass Hasan Ismaik das jährliche, teilweise hausgemachte finanzielle Defizite ausgleicht. Vielmehr sind es die Streitereien der Protagonisten in der Öffentlichkeit und die Perspektivlosigkeit dank einer Löwen-Führung, die Prioritäten eben mehr auf Randsportarten, Panini-Alben und Vereinslokale setzt, als auf das Zugpferd Profifußball. Aber zumindest da wurde geliefert…

Anmerkung der Redaktion: Auf den beiden ersten Folien in den Social Media-Kanälen hatten sich Fehler eingeschlichen. Wir haben die Grafik überarbeitet und auch Bayern München 60.000 Mitglieder hinzugefügt, die wir dem Rekordmeister irrtümlicherweise „geklaut“ hatten.