Schluß mit dem Geschwätz! TschUEss!
- VON OLIVER GRISS
- 06.09.2024 08:59
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VON OLIVER GRISS
Gut für Sechzig: Das muellerische Geschwätz ist glücklicherweise schon wieder vorbei. Schlecht: Die Außendarstellung des Klubs hat unter dem Schwarzwälder in den letzten Monaten massiv gelitten - und das nicht nur durch diverse Zirkus-Einlagen: Bei der legendären Biss-Präsentation inklusive der waghalsigen Ziele bis 2029 (“Nummer 2 in Bayern!”) sowie den unverschämten Provokationen auf der beschämenden Mitgliederversammlung in Richtung Opposition des aktuellen Führungszirkels (“Wenn der Clown in den Palast einzieht…”) - oder dem Verbot an Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik für eine Sprechstunde mit Fans in der Geschäftsstelle. Mueller spielte gern den Macker - und verlor alles. Auch den Reisinger-Spruch (“1860 ist leicht zu verkaufen”) konnte Mueller trotz diverser Bustouren mit dem Titel “Road Show” nicht bestätigen. Und auch von dem ein oder anderen Scharmützel gegen Vorgänger Marc Pfeifer ist zu hören. Diplomatie war ein Fremdwort für ihn. War’s möglicherweise Auftragsarbeit?
Im Münchner Rathaus werden sie sich jetzt jedenfalls wieder auf die Schenkel klopfen: “Typisch Sechzig! Bei diesem Verein gibt es keine Kontinuität. Kaum baut man mit einem Geschäftsführer ein Vertrauensverhältnis auf, ist er schon wieder weg.” Genau deswegen hat auch Münchens OB Dieter Reiter seit geraumer Zeit keine Lust mehr, über die quälende Stadion-Frage mit 1860 zu sprechen. Er hat das Thema an Sport-Bürgermeisterin Verena Dietl längst weiter delegiert. Die mehrfachen Rathaus-Besuche von Oliver Mueller, um die Stadion-Pläne (hust!) voranzutreiben, waren für die Katz.
Jeder, der bei der Mueller-Verpflichtung beteiligt war, sollte sich ernsthaft hinterfragen, ob er selbst dem TSV 1860 gewachsen ist und jetzt darüber nachdenken, seinen Posten freiwillig zu räumen und den Weg für eine womöglich bessere Zukunft freizumachen. Hätten sich die Involvierten des TSV 1860 nicht in den Anti-Ismaik-Kurs verrannt, sondern sich eingehend im Vorfeld mit der Personalie Mueller auseinander gesetzt, wäre jedem schnell klar geworden: Die Rolle als Geschäftsführer war von Anfang an ein paar Nummern zu groß für Mueller. Ein paar Monate bei Real Mallorca als Marketingmann, und nicht viel länger bei den Kölner Haien als Geschäftsführer. Eine Vita, die für die Löwen nicht ausreicht. Mit ein bisschen Instinkt hätte man 1860 vor dieser Nummer bewahren können.
Das Geschwätz ist jetzt jedenfalls vorbei. TschUEss!
Oliver Griss (52) begleitet den TSV 1860 journalistisch seit 1989 und machte in dieser Zeit den beispiellosen Aufstieg unter dem Duo Wildmoser & Lorant von der Bayernliga bis in den Europapokal mit. Griss war u.a. zu Bundesliga-Zeiten 12 Jahre für die Münchner Abendzeitung tätig. Seit 2011 betreibt er db24.