VON OLIVER GRISS UND FOTO (FACEBOOK)

Nein, im Gegensatz zu Robert Reisinger und dem Verwaltungsrat, kneift Hasan Ismaik nicht vor seinen Kritikern. Er hat sich am Sonntag sogar mit der Faninitiative Pro1860 getroffen, die für alles andere als einen Wandel bei den Löwen steht und als erklärter Gegner des Jordaniers gilt.

Am Montagabend schrieb Ismaik auf seinem Facebook-Kanal:

Gestern Abend habe ich mich zum ersten Mal mit führenden Vertretern von Pro1860 getroffen. Wir haben vier Stunden lang über die Zukunft von 1860 München gesprochen. Ohne Pause. Wir waren höflich und offen miteinander. Ich kannte meine Gesprächspartner vorher nicht, es waren Ingenieure, Ärzte, Arbeiter und Banker darunter – eine Mischung, so bunt wie die Fans von 1860 selbst. Es ist ein Treffen, das viel zu spät kommt – wir hätten uns schon vor 13 Jahren treffen sollen. Aber es ist nie zu spät. Jetzt haben wir uns kennengelernt und mit Respekt miteinander gesprochen. Ich habe verstanden: Sie lieben ihren Verein so sehr, das ist die beste Basis für uns.

Worüber haben wir diskutiert? Natürlich über die Stadionfrage. Ich träume wie sie davon, das Grünwalder Stadion am selben Ort neu zu errichten, mit mehr Rängen und mehr Platz, damit der Club finanziell auf eine andere Basis kommt – auf eine Basis, die Bundesligafußball finanziert.

Ich habe mit Banken gesprochen, wie das möglich wäre, aber ohne Erlaubnis der Politik wird es nicht funktionieren. Dann müssen wir ein neues Stadion an anderer Stelle bauen, und im Grünwalder Stadion erhalten wir die Tradition und machen es zur Heimat für die Frauen, für die Amateur- und Jugendmannschaften.

Meine Gesprächspartner von Pro1860 haben mich aufgefordert, mit dem Präsidium zu reden. Ich habe ihnen erklärt, dass ich dafür keine Grundlage sehe. Ich habe mit Pro1860 auch darüber gesprochen, wie in den letzten 13 Jahren mit mir umgegangen worden ist. Ich weiß, dass auch ich Fehler gemacht habe, aber man kann mir niemals vorwerfen, dass ich 1860 für mich benutzt hätte. Ich habe immer geholfen. Mir ist durchaus bewusst, dass ich mit 1860 kein Geld verdienen werde. Aber ich bin Fußballfan, Fan der Löwen. Ich freue mich, dass Pro1860 meine Argumente angehört hat und ich hoffe, sie verstehen mich jetzt besser.

Wir haben auch über die 100 Millionen Euro gesprochen, für deren Bereitstellung ich sorgen will. Das kann über eine Kapitalerhöhung gehen oder mit neuen Partnern. Die Bedingung sind neue Strukturen im e.V. und neue Gesichter bei den Funktionären. Wenn wir eine neue Situation haben werden und neue Verantwortliche und ich uns gegenseitig vertrauen, dann können die Investitionen in die Zukunft beginnen. Diese werden sich über mehrere Jahre verteilen: Eine Summe, die den Aufstieg in die 2. Liga sichert, dann eine Summe, die den Aufstieg in die 1. Liga sichert, und dann die größte Summe, um sich dauerhaft dort zu etablieren und so gut zu sein wie die Löwen von damals!

Am Ende des Treffens haben wir Geschenke ausgetauscht. Ich habe Roman Beers Buch „Kultstätte an der Grünwalder Straße: Die Geschichte eines Stadions“ bekommen und und einen Nachdruck der Chronik von 1910 des TSV München von 1860 e.V., „50 Jahre TSV“. Danke schön! Ich habe Pro1860 ein aktuelles Löwen-Trikot mit Autogramm gegeben, sie werden es versteigern und den Erlös der Jugendabteilung zugutekommen lassen. Das finde ich sehr gut. Auch der Herausgeber des Löwenmagazins wird das so machen. Eine andere Publikation, die mich besucht hat, hat mein Gastgeschenk abgelehnt, was für mich ein kleiner Schock war. In meinem Kulturkreis ist es ein Affront, ein Geschenk abzulehnen, das von Herzen kommt. Ich freue mich, dass Pro1860 mich hier verstanden hat. Ich bin jetzt seit fast zwei Wochen in Bayern und lerne wieder viel über die Menschen. Aber ich freue mich auch, wenn ich merke, jemand will lernen und verstehen, wie ich ticke.

Ich war ganz offen und habe alles so gesagt, wie ich es denke und fühle. Ich hoffe, Pro1860 war genauso offen zu mir gestern Abend. Ich habe sie gebeten, mir nach zwei Tagen zu antworten, ob sie mit mir für die Verbesserung der Situation von 1860 sind. Ob wir zusammenarbeiten können für eine Zukunft, die in die Bundesliga führt.

Gerade habe ich auf Facebook gelesen, dass Pro1860 seine Mitglieder bei einem Stammtisch über unser Gespräch informieren will. Das finde ich großartig. Ich habe ein Angebot für euch: Ich komme zu eurem Stammtisch dazu, dann können alle direkt mit mir sprechen. Ich freue mich auf eure Antwort.