VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Seit knapp sieben Jahren steht Robert Reisinger (60) dem TSV 1860 vor - mit mangelndem Erfolg, auch wenn er selbst das freilich anders sieht. Aber so ist Reisinger eben. Jetzt wird der ehemalige Löwen-Vize Hans Sitzberger gegenüber der "Abendzeitung" deutlich: "Das Präsidium Reisinger ist gescheitert."

Dass es soweit gekommen ist, wirft der Reinigungsunternehmer dem e.V.-Kontrollgremium vor: “Der Verwaltungsrat hat die persönliche Gesinnung und Meinung der einzelnen Mitglieder und die Einigkeit mit dem Präsidenten in dieser Gesinnung in den letzten Monaten über das Wohl des Vereins gestellt. Sie haben das extreme, willkürliche und menschlich inakzeptable Verhalten des Präsidenten gegenüber mir und Heinz Schmidt zugelassen und hingenommen und damit gleichzeitig in Kauf genommen, dass das Präsidium nicht mehr produktiv arbeitet und die vielen Abteilungen unseres Vereins und das Tagesgeschäft des Präsidiums enorm darunter leiden. Ich, der sich vorrangig immer um all unsere Abteilungen und deren Wohlergehen gekümmert hat, finde genau das besonders schlimm.” Mit diesen Aussagen bestätigt Sitzberger einmal mehr die Berichterstattung von db24 in den letzten Monaten.

Ist das Präsidium Reisinger gescheitert?

Umfrage endete am 03.04.2024 13:00 Uhr
Ja!
89% (3626)
Nein!
11% (458)

Teilnehmer: 4084

Dass seine geistige Fitness vom Verwaltungsrat in Frage gestellt wurde, schmerzt Sitzberger besonders: “Das waren tatsächlich mehrere Mitglieder des Verwaltungsrates, die Führenden könnte man sagen und sogar einer, der jetzt schon als mein Nachfolger im Amt ist. Zum einen wurde mir die Information von Dritten mündlich gegeben, zum anderen hat mir ein längjähriger guter Bekannter, der per Zufall auch mit einem der Verwaltungsräte in Kontakt ist, eine Whatsapp-Nachricht des Verwaltungsratsmitglieds weitergeleitet, die genau das ausgesagt hat.” Mit seinem Nachfolger kann er offensichtlich nur den Unternehmer Norbert Steppe meinen, der als treuer Weggefährte von Reisinger gilt.

Es zeigt: Jetzt muss alles auf den Tisch! Lückenlos! Zum Wohle der Löwen!

Auslöser des Chaos in der Führungsriege war der Wunsch von Reisinger, den ehemaligen 1860-Publikumsliebling Horst Heldt zurück zu lotsen - als Sportchef. Bislang hatte Reisinger abgestritten, dass es sich um einen Alleingang handelte (“Davon kann keine Rede sein!”) - jetzt sagt Sitzberger wenig überraschend: “Reisinger wollte zu diesem Zeitpunkt im Alleingang Horst Heldt als neuen Sportchef verpflichten und fragte im Grund nur der guten Form halber um die Zustimmung von Heinz und mir. Sowohl Heinz Schmidt als auch ich waren beide nicht für Heldt als neuen Sportchef. Abgesehen davon hat er die Stelle im Nachgang ohnehin von sich aus abgesagt, weil auch er sich in der Kombination mit Hasan Ismaiks Unternehmen HAM nicht als die beste Wahl sah.”

Zum grossen Knall kam’s dann, als Sitzberger Reisingers Weg nicht länger mitgehen wollte: “Als ich meine Zustimmung nicht erteilen wollte, zum einen, weil ich selbst noch nicht einmal mit Heldt gesprochen hatte, zum anderen, weil ich von der Person für den Job nicht 100 Prozent überzeugt war, ging total überraschend der Albtraum los, und es war nach Jahren der unkomplizierten und im Grunde produktiven Zusammenarbeit plötzlich nichts mehr wie es vorher war. Warum verstehe ich bis heute nicht. Robert Reisinger wünschte mit mir keinen Dialog über dieses Thema oder eine Abstimmung jeglicher Art. Meine Aufgabe war offensichtlich, blind jedem seiner Alleingänge zuzustimmen - das ist für mich aber keine Zusammenarbeit.”

Sitzbergers Schlußfolgerung: “Ich glaube, dass ich einfach nicht mehr ins Bild oder vielmehr die Ideologie von Verwaltungsrat und Präsident gepasst habe.”