VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Vor dem Liga-Hit in Dresden meldet sich Ex-Löwen-Trainer Alex Schmidt (28 Spiele in der Zweiten Liga, 1,46 Punkte pro Spiel) in der “Abendzeitung” zu Wort - der U18-Trainer von Austria Klagenfurt (Platz 10 in der ÖFB-Liga, Punkteschnitt 1,0) legt den Finger in die Wunde. Dabei spricht der 55-Jährige über:

die tiefen Gräben bei 1860: “In München gibt es nur Streitereien: Im Verein gibt es zwei Lager, die Strukturen kranken, in der Stadionfrage kommt man nicht weiter, auch bei den Fans kippt die Stimmung schnell. Aber kein Wunder, wenn es so tiefe Gräben gibt: Für die einen ist Investor der Böse, für die anderen der Präsident. Da macht Sechzig doch gar keinen Spaß mehr.”

seine Zeit bei den Löwen: “Ich hatte eine lange und auch schöne Zeit bei den Löwen, vor allem als Nachwuchstrainer. Wir hatten mit Ernst Tanner einen überragenden Jugend-Leiter und viele Spieler rausgebracht (unter anderem die Bender-Zwillinge, Kevin Volland, Moritz Leitner, d. Red.). Es gab aber schon damals Zoff ohne Ende. Als der Investor eingestiegen ist, dachten viele, dass alles nur besser werden kann. Er hat Sechzig ja vor der Insolvenz gerettet. Aber in all den Jahren hat sich leider nichts verbessert: Es gab genau dieselben Probleme.”

den Ismaik-Plan, Sven-Göran Eriksson zu 1860 zu holen: “Ich weiß noch, als ich damals Profitrainer wurde und wir nach meiner ersten Halbsaison angreifen wollten. Ich bin dann schnell zwischen die Stühle geraten: der damalige Geschäftsführer Robert Schäfer und der Präsident, erst Dieter Schneider und dann Gerhard Mayrhofer, sind voll hinter mir gestanden, aber der Ismaik wollte natürlich lieber einen internationalen Trainer haben: Es musste ein unbedingt großer Name sein…Bei Ismaik geht’s immer um Publicity: Hauptsache ein Star-Trainer und nicht einer, der 1860 von der Pike auf kennt und mit voller Leidenschaft dabei ist. Nein, es sollte Eriksson kommen, am besten mit seinen Badelatschen direkt aus Thailand, wo er vorher Trainer war.”

die 50+1-Watschn für Ismaik: “Ich bin ja mit Robert Reisinger und Christian Werner in gutem Kontakt. Der Ismaik darf sich nicht wundern, wenn die Vereinsbosse ohne ihn handeln…Auch, wenn Reisinger von vielen Seiten kritisiert wird: Er hat Eier und zeigt dem Ismaik klare Kante. Ich habe schon die Hoffnung, dass Ismaik irgendwann die Lust verliert. Er hat sich doch selbst erarbeitet, dass er im Stadion von den Fans so angefeindet wird! Sechzig bräuchte einfach ein paar Großinvestoren, ein Münchner Unternehmen wie BMW, die ihm seine Anteile abkaufen. Dann wärst du endlich erlöst von einem Investor wie Ismaik.”

die weitere Zukunft mit Ismaik: “In meinen Augen ist es sehr schwierig bis unmöglich, mit Ismaik zusammenzuarbeiten. Viele sagen, dass 1860 ohne Ismaik nicht mehr da wäre. Aber da fange ich doch lieber in einer niedrigeren Liga wieder an, bevor ich auf Dauer eine Geisel bin. Dieser Mann fährt mit einer Luxus-Limousine vor, fliegt mit seinem Privatjet durch die Gegend und hat seine dicke Zigarre in der Hand. Das ist doch nicht Sechzig München!”