VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Im Gästeblock beim 1:0-Sieg in Verl wurde ein Plakat von den Löwen-Ultras gezeigt: "Der Kampf geht weiter: Gegen jeden Investor."

Daran sieht man, worum es den Fans geht. Die aktive Szene will “ihren” Fußball schützen, dabei ist es der Fußball für alle. Und alle sind viel mehr, aber eben nicht die Lauten.

DFL-Boss Aki Watzke trauert dem geplatzten Investoren-Deal hinterher - und betont, dass das Nichtzustandekommen vor allem die kleineren Klubs in der DFL betreffen werde. “Das ist schlecht für die Liga. Wir benötigen Geld, um als Liga wettbewerbsfähig zu bleiben.”

Für die größeren und wirtschaftlich starken Klubs wie Bayern oder Dortmund sei das “kein Problem”, sagte Watzke in einer Medienrunde, dafür “für die anderen Vereine der Liga. Das Geld des Investors wäre perfekt, um der gesamten Bundesliga zum Wachstum zu verhelfen.”

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Umfrage endete am 13.03.2024 13:00 Uhr
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Doch Wachstum wünschen sich die organisierten Fans nicht, sie wünschen sich Mitbestimmung in einem Milliarden-Geschäft. Das ist der Haken. Watzke beklagt, dass sich eine Minderheit mit ihren Protesten gegen die Mehrheit durchgesetzt hat: “Es sind vielleicht 500 bis 800 im Stadion, die organisierten Fans, sie hatten eine klare Position - keinen Investor.” Dieser kleinen Minderheit fehle das Vertrauen in die DFL. Der 64-Jährige meint, dass die “durchschnittlichen Fans kein Problem” mit einem Investor gehabt hätten: “Aber sie haben es niemandem gesagt.” Das Spielchen kennt man auch von 1860.

Durch die Fanproteste hat sich die Mehrheit der Klubs minimiert - aus Angst vor den eigenen Fans. “Als Chef der Bundesliga hatte ich immer das Gefühl, dass die klare Mehrheit der Vereine dafür ist, aber in den vergangenen Wochen hat sich das geändert.” 24 Profi-Klubs waren bei der Abstimmung für einen Investor-Einstieg, nach den Fan-Protesten wurde es weniger.

Watzkes Resümee: “Die Deutschen sind traditionell, vielleicht sogar ein bisschen altmodisch. In Deutschland ist Investor vielleicht nicht das beste Wort.” Es gäbe ein “Problem in der deutschen Gesellschaft”. Zu jeder “Idee, die man der Öffentlichkeit präsentiert, sagt die Öffentlichkeit: Nicht gut.” Und natürlich sind auch Kapitalisten nicht gerne gesehen in Deutschland.

Hannovers Investor Martin Kind, der im Kreuzfeuer der Kritik steht, kann das Einknicken der DFL nicht verstehen. “Es ist das Konzept der DFL. Dazu sollten sie auch stehen. Sie haben diese Strategie erwartet und den Prozess nun beendet”, sagte der 79-Jährige gegenüber der “Süddeutschen Zeitung”: “Was hat das mit meinem Abstimmungsverhalten zu tun?” 96-Geschäftsführer Kind wurde vorgeworfen, er habe entgegen des Auftrags der Vereinsführung gestimmt.