VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Noch nicht allzu viel hat man bislang vom "BündnisZukunft1860" gehört - bis zur vergangenen Woche, als die neue Organisation die Bombe platzen ließ und verkündete, dass Professor Klaus Josef Lutz das Team unterstützen wird. Lutz wer? Der 65-Jährige war zuletzt Vorstandsvorsitzender der BayWa - und restrukturierte auch die "Süddeutsche Zeitung". Aktuell ist er IHK-Präsident. Für die Löwen ist Lutz also ein echtes Schwergewicht, einer der Türen öffnen kann und für den Netzwerken kein Fremdwort ist. Das hatte man lange nicht an der Grünwalder Straße 114, sieht man mal vom Aufsichtsratsvorsitzenden Saki Stimoniaris ab, der über Jahre im VW-Aufsichtsrat saß und bereits beim ein oder anderen Sponsoren-Deal mitgeholfen hat.

MV am 16. Juni: Würden Sie es befürworten, wenn Professor Klaus Lutz für den 1860-Verwaltungsrat kandidieren würde?

Umfrage endete am 07.03.2024 22:00 Uhr
Ja, absolut! Genau solche Persönlichkeiten braucht 1860!
87% (4543)
Nein, wir haben bessere Funktionäre!
13% (661)

Teilnehmer: 5204

Die neue Löwen-Vereinigung definiert sich so: “Das Bündnis Zukunft 1860 ist allen geltenden Bestimmungen wie auch der Satzung des Vereins verpflichtet, aber keiner Person oder handelnden Parteien beim TSV 1860. Das gilt explizit auch für 50+1. So ist das Bündnis auch nicht abhängig von einzelnen Unternehmen, Sponsoren oder Organisationen.” Ihre Ziele? “Nachhaltiger sportlicher Erfolg, stabile wirtschaftliche Basis, emotionale und verbindende Story sowie Geschlossenheit und Einigkeit!”

Am Mittwoch hatte das Bündnis zum Talk geladen - Schwerpunkt waren dieses Mal die Finanzen. Zum einen stellten Gräfer, Heigl & Co. die Finanzen im deutschen Profifußball vor (“Die Dritte Liga erzielt weiterhin negative Jahresergebnisse”), zum anderen sprachen die Unternehmer auch explizit über das Zahlenwerk des TSV 1860. Und manche werden jetzt vermutlich große Augen machen.

Vor dem Ismaik-Einstieg Anfang 2011 beendete 1860 mit Ausnahme der Saison 2005/2006 das Geschäftsjahr jeweils mit einem Minus. Der Minus-Rekord stammt mit 6,06 Millionen Euro aus der Saison 2010/2011. Die ersten fünf Jahre nach dem Einstieg wurden mit einem Fehlbetrag von insgesamt 26,3 Millionen Euro abgeschlossen - im Schnitt mit einem Minus von 5,3 Millionen Euro pro Jahr.

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Wer gedacht hat, dass 1860 mit der Rückkehr ins Grünwalder Stadion heiliges Land betritt, wird getäuscht: In den ersten Jahren seit dem Doppelabstieg 2017 haben die Löwen ein Minus von 8,2 Millionen Euro angesammelt - und das trotz Transfererlöse in Höhe von 7,5 Millionen Euro. Wer wollte nicht mehr Geld ausgeben als man einnimmt? So viel zum Wahlprogramm der Grün-Goldenen.

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Welche Rolle spielt Hasan Ismaik in der finanziellen Unterstützung für 1860? Laut dem Bündnis hat HAM, das an der KGaA 60 Prozent hält, seit dem Einstieg 71,2 Millionen Euro einschließlich aufgelaufener Zinsen von rund sechs Millionen Euro investiert. Und jetzt ganz wichtig für alle Hater: Seit dem Aufstieg in die Dritte Liga sind trotz aller Anfeindungen von HAM mehr als sechs Millionen Euro investiert worden. Ismaik hat die Giesinger Party erst möglich gemacht. Die angekündigte Konsolidierung? Gibt es nicht!

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Interessant: Weder der e.V. noch die KGaA hatten in den vergangenen Jahren so dezidiert die Zahlen rund um den Profifußball der Löwen so deutlich aufgetischt. Ob das allen gefallen wird, dass das Bündnis vielen Fans die Augen öffnet? Abwarten.

HIER geht’s zur Präsentation vom Bündnis. Welche Rolle die neue Vereinigung bei der nächsten Mitgliederversammlung (wahrscheinlich am 16. Juni) spielen wird, darüber wird noch spekuliert.