VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Bei den Löwen kracht es wie noch nie: Robert Reisinger, der amtierende Präsident des TSV 1860, hat sich bis kurz vor dem Rückrunden-Start gegen Duisburg (20. Januar) in den Urlaub verabschiedet. Vielleicht ist das aus seiner Sicht ganz gut, denn so bekommt er vielleicht nicht alles mit, was sich tausende Kilometer von Asien entfernt in München-Giesing abspielt. Die "Sport Bild" titelt heute: "Schmierenkomödie bei 1860 geht weiter."

Der erfahrene Reporter Berries Boßmann schreibt: “Bei 1860 München wird zwischen dem Mutterverein (e.V.) und der Investoren-Seite” offenbar nur noch über Anwälte kommuniziert. Auslöser ist eine Befragung von Finanz-Geschäftsführer Marc Pfeifer zur gescheiterten Verpflichtung von Horst Heldt (54) als Sportdirektor im Sommer. Laut Vernehmungsprotokoll habe Pfeifer erklärt, er sei von Präsident Robert Reisinger (59) aufgefordert worden, dem Aufsichtsrat “zwei Fake-Kandidaten” für “Scheinbewerbungen” vorzuschlagen, damit Reisingers Wunschkandidat Heldt durchgeht.”

Diesen Vorwurf bestreitet der Ober-Löwe laut dem Magazin in einer Email an den Aufsichtsrat vom 13. Dezember als “schlicht falsch und in höchstem Maße diffamierend”. Reisinger verlangt von Pfeifer eine Unterlassungserklärung. Und von Aufsichtsratschef Saki Stimoniaris eine öffentliche Erklärung, die Reisinger rehabilitiert. Zudem droht Reisinger bei Vervielfältigung dieser Behauptungen mit rechtlichen Schritten. Der Ober-Löwe soll sich nach db24-Informationen dazu einen Fachanwalt aus Hamburg genommen haben. Die “AZ” hatte darüber berichtet und wurde mit der Aufforderung einer Gegendarstellung konfrontiert. Das Münchner Boulevardblatt veröffentlichte eine Erklärung, jedoch mit dem Zusatz: “Anmerkung der Redaktion: Wir sind zur Veröffentlichung der Gegendarstellung - ohne Rücksicht auf ihren Wahrheitsgehalt - gesetzlich verpflichtet.”

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Pfeifer hatte gegenüber seinem Anwalt mitgeteilt, er habe entgegen Reisingers Erklärung “nie wörtlich behauptet, dass zwei Fake-Kandidaten durch Reisinger vorgeschlagen oder Scheinbewerbungen abgesprochen worden seien”. Außerdem zitiert die “Sport-Bild” aus einem Schreiben: “Am 14. Juni 2023 fand ein von Ihrem Mandaten (Reisinger, d. Red) initiiertes Gespräch mit seinem Wunschkandidaten Horst Heldt und unserem Mandaten (Pfeifer, d. Red) für die angedachte bzw. vakante Position des Sportdirektors statt. Nach diesem Gespräch fuhr Ihr Mandat unseren Mandaten noch zum Bahnhof. Während dieser Autofahrt, bei der nur Ihr und unser Mandant anwesend waren, äußerte unser Mandant seine Bedenken bezüglich des Auswahlprozesses. Ihr Mandant schlug unserem Mandanten sodann vor, noch zwei weitere Kandidaten aus seinem Netzwerk (also Reisingers, d. Red.) für die Position des Sportdirektors vorzuschlagen, die ohnehin nicht dieselbe Eignung wie Heldt hätten.”

Und jetzt wird’s spannend: Diese Äußerung habe Reisinger auch gegenüber einem Sponsoren-Vertreter getätigt, was dieser Zeuge bereits schriftlich bestätigt habe. Das geht aus einem Schreiben von Ismaik-Anwalt Frank Koch vom 22. Dezember hervor, das der “Sport Bild” vorliegt. Darin schreibt der Hamburger Jurist: “Es lässt sich mithin unter keinem denkbaren Gesichtspunkt vertreten, dass diese Erwiderung Herrn Reisinger entlastet, geschweige denn, dass sie Anhaltspunkte für das Vorliegen eines etwaigen Anfangsverdachts einer Falschprotokollierung geben könnte.”

Es wird immer offensichtlicher, mit welchen Bandagen hinter den Kulissen gekämpft wird - und das könnte vielleicht auch der Grund sein, warum der TSV 1860 in diesen Tagen führungslos wirkt. Doch wie lange sieht der Verwaltungsrat um den Vorsitzenden Sascha Königsberg, Nicolai Walch, Sebastian Seeböck & Co, der den Präsidenten kontrollieren sollte, noch zu? Der Verein befindet sich in bedrohlicher Schieflage - und das alles nur, weil Pöstchen und Macht wichtiger sind als Erfolg?