VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Der TSV 1860 macht's mal wieder komplizierter als es eh schon ist...

Noch immer hat der abstiegsbedrohte Drittligist aus München-Giesing keinen Sportchef - und auch keinen Trainer. Warum eigentlich? Am Geld liegt’s definitiv nicht. Fünf Tage vor dem Trainingsauftakt an der Grünwalder Straße 114 steht der Löwe weiterhin ohne sportliche Kommandobrücke da. Der Klassenerhalt ist in Gefahr.

Woran liegt’s? Der Mutterverein will gegen den Willen von HAM einen Sport-Geschäftsführer einstellen: Dr. Christian Werner, der zuvor dreimal vom e.V. als Sportdirektor abgelehnt worden ist, ist Reisingers erklärter Wunschkandidat. Es soll bei den Löwen wieder das “Vier-Augen-Prinzip” auf Geschäftsführer-Ebene angewendet werden. Doch ist das wirklich die ganze Wahrheit oder steckt politisches Kalkül dahinter? Möglicherweise, denn kurz nach Werners Berufung könnte der derzeit amtierende Marc Pfeifer als Geschäftsführer abgesetzt werden.

Die für vergangenen Freitag anberaumte virtuelle Beiratssitzung fiel aus, weil ein HAM-Beiratsmitglied kurzfristig krank geworden ist. Damit war das Treffen laut Satzung nicht beschlussfähig. Prinzipiell könnte bei einer gewissen Dringlichkeit natürlich kurzfristig einberufen werden. Und die Dringlichkeit ist angesichts der sportlichen Situation natürlich groß. Aber das war sie bekanntlich schon vor mehreren Monaten.

Laut dem Fanportal “Sechzger.de” soll die Vereinsseite einen Umlaufbeschluss angeregt haben, der aber auf wenig Gegenliebe der HAM-Seite gestoßen sein soll. Die Fronten sind seit dem verkündeten Pfeifer-Aus verhärtet ohne Ende. Und dass Ismaik den wenig erfolgreichen Kurs des e.V. seit 6,5 Jahren in Frage stellt, ist nicht überraschend.

db24 führt die wichtigsten Fragen zur “Giesinger Blockade” auf:

Ist 1860 aktuell handlungsfähig? Ja, mit Marc Pfeifer haben die Löwen einen Geschäftsführer. Er könnte - wenn dies vom e.V. gewünscht wird, einen Sportchef und einen neuen Trainer sofort einsetzen. Es gibt aber ein Handicap: Der Schwabe wurde vor einiger Zeit vom eigenen Präsidenten (Robert Reisinger) demontiert und mit Vorwürfen überschüttet. Seitdem herrscht Eiszeit - und Pfeifer wurde zudem vor kurzem mitgeteilt, dass sein Vertrag (endet zum 30. Juni) nicht verlängert wird. Die Frage ist: Wird Pfeifer noch in die weiteren Planspiele des e.V. eingebunden? Es heißt, dass er nicht an den Gesprächen mit Top-Trainerkandidat Marco Antwerpen beteiligt ist und Dritte mit dem vereinslosen Übungsleiter sprechen - aber wer kommuniziert dann im Namen der Löwen? Präsident Reisinger hatte noch im Sommer kritisiert, dass Dritte bei 1860 in die Transferperiode eingebunden waren. Beweise konnte der Ober-Löwe hierzu nicht erbringen. Was Reisinger bei anderen kritisiert, ist möglicherweise für seine Zwecke ok?

Welche Position sollte Dr. Christian Werner bei 1860 München einnehmen?

Umfrage endete am 10.01.2024 22:00 Uhr
Brauchen wir den?
53% (1734)
Sportdirektor
35% (1165)
Sport-Geschäftsführer (das will der e.V.)
12% (396)

Teilnehmer: 3295

Wie oft hat der e.V. 50+1 seit dem Doppelabstieg gezogen? Zweimal hatte sich 1860 gegen Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik durchgesetzt - einmal bei Interims-Geschäftsführer Markus Fauser und einmal bei Michael Scharold. Beide waren jeweils nur relativ kurz bei den Löwen: Fauser, für Regionalliga-Verhältnisse sündhaft teuer, hatte in seiner sechsmonatigen Periode u.a. den Umzug von der Allianz Arena ins Grünwalder Stadion vorangetrieben, was nach damaligem und heutigem Kenntnisstand der Weg ins Nichts war - und Scharolds Intermezzo bei den Löwen (Januar 2018 bis Juni 2020) war ebenfalls nicht von Erfolg gekrönt. Seitdem arbeitet Scharold freiberuflich. Und wie kam Pfeifer zu 1860? Der Vorschlag kam seinerzeit von Reisinger nach einem Tipp eines Edel-Fans - die HAM-Seite akzeptierte den neuen Mann der Stuttgarter Kickers schließlich aus symbolischen Gründen des Miteinanders. Es ist aber kein Geheimnis, dass Ismaik gerne einen Geschäftsführer mit mehr Erfahrung bei 1860 gesehen hätte.

Was bedeutet 50+1 bei den Löwen? Die Regel sorgt dafür, dass der Mutterverein bei ausgegliederten Unternehmen wie Sechzigs KGaA durch 51 Prozent der stimmberechtigten Anteile die Entscheidungshoheit behält. Bei den Blauen sind von 60-prozentiger Anteilschaft Ismaiks nur 49 Prozent stimmberechtigt.

Warum zieht 1860 nicht 50+1? Darüber kann nur spekuliert werden. Prinzipiell ist es so, dass die Löwen die Hoheit gegenüber Ismaik besitzen. Es gibt aber seit längerer Zeit Gerüchte an der Grünwalder Straße 114, dass der e.V. Angst haben soll, 50+1 zu ziehen, weil dann Ismaik möglicherweise den Kooperationsvertrag kündigen könnte. Und der ist den Löwen heilig - ein wichtiger Punkt: Der Verkauf der Anteile. Sollte Ismaik irgendwann darüber nachdenken, seine Anteile abzugeben, hätte der e.V. das Erstzugriffsrecht. Wenn der Kooperationsvertrag aufgelöst wird, würde dieser Punkt wegfallen - und Ismaik könnte an einen x-beliebigen Interessenten verkaufen. Auch die Haftung, falls Ismaik klagen sollte, ist nicht zu unterschätzen.

Wer ist das Löwen-Gesicht 2023?

Umfrage endete am 05.01.2024 14:20 Uhr
Marc Pfeifer
26% (1399)
Leandro Morgalla
10% (536)
Jesper Verlaat
9% (512)
David Richter
7% (408)
Robert Reisinger
7% (387)
Maurizio Jacobacci
6% (352)
Hans Sitzberger
5% (300)
Stefan Lex
5% (288)
Michael Köllner
5% (270)
Hasan Ismaik
4% (244)
Marco Hiller
3% (151)
Anthony Power
2% (128)
Morris Schröter
2% (103)
Frank Schmöller
2% (99)
Yannick Deichmann
2% (85)
Günther Gorenzel
1% (36)
Thomas Bohlender
1% (31)
Saki Stimoniaris
1% (28)
Felix Hirschnagl
0% (24)
Nicolai Walch
0% (20)
Jonas Schittenhelm
0% (18)
Manfred Paula
0% (17)
Sebastian Schäch
0% (16)
Heinz Schmidt
0% (13)

Teilnehmer: 5465

Gibt es einen Ausweg aus der Misere? Dass der e.V. plötzlich einlenkt und die HAM-Seite mitgestalten lässt, ist aufgrund der letzten Monate auszuschließen. Die 2017 intern kommunizierte “Nadelstichpolitik” ist in vollem Gange. Das belegen zahlreiche geleakte Emails, die zeigen, wie wirklich im Hintergrund gespielt wird. Viele Sponsoren sind in Alarmbereitschaft, dazu gehört auch Hauptsponsor “Die Bayerische”. Nicht ohne Hintergrund wurde vor kurzem das “BündnisZukunft1860” gegründet - das viele Menschen begrüßen, die keine Lust mehr auf die ständige Konfrontation haben. Es läuft auf den großen Showdown im Sommer 2024 hinaus.