VON OLIVER GRISS UND STEFAN MATZKE (FOTO)

Ja, natürlich hatte sich Frank Schmöller (57) das ganz anders vorgestellt: Zweimal saß der frühere HSV-Stürmer als 1860-Interimscoach auf der Trainerbank des Drittligisten - zweimal verlor der abstiegsbedrohte Klub unter seiner Regie: Dem 0:2 in Bielefeld folgte drei Tage später ein empfindliches 0:1 in Mannheim. Der Weihnachtssegen hängt gewaltig schief an der Grünwalder Straße 114...

Schmöller hat kaum Argumente für eine Verlängerung seiner Zeit bei den Profis (seine 15-Tage-Sondergenehmigung ist gestern um 24 Uhr abgelaufen), auch wenn er natürlich ein Himmelfahrtskommando nach dem Jacobacci-Aus angetreten hat: Ohne echten Stürmer ist es für jeden Trainer schwer - egal ob er aus der Bayernliga oder Bundesliga kommt. Die Löwen können den Ausfall des Holländers Joel Zwarts, der seit mehr als einen Monat nicht zur Verfügung steht, nicht kompensieren. Das ist die größte Baustelle an der Grünwalder Straße - hier besteht dringend Handlungsbedarf.

Aber zunächst muss die Rolle des Sport-Geschäftsführers - und dann in Folge dessen die Jobdescription des Trainers geklärt werden. Ob Dr. Christian Werner, der Vorschlag des e.V., die richtige Hausnummer ist, um 1860 zu retten? Man weiß es nicht - und genau das könnte gefährlich werden. Die fehlende Sport-Kompetenz in den Gremien kommt jetzt zum Tragen.

Sollte 1860 weiter Interesse an Schmöller haben, stünde er bereit, wie er gestern gegenüber “MagentaSport” mitteilte: “Ich habe immer gesagt: Ich bin für den Verein da. Ich mag den Verein. Ich habe den Verein, als ich vor fünf Jahren als U21-Trainer angefangen habe, schätzen gelernt. Die Atmosphäre, die Menschen. Ich habe den Verein lieben gelernt. Ich würde dem Verein helfen, wenn die Anfrage wieder kommt. Fußball ist meine Leidenschaft. Da würde ich auch 14 bis 16 Stunden am Tag arbeiten.” Heute um 9 Uhr kehrt Schmöller erst einmal wieder in seinen Beruf zurück und wartet dann auf weitere Signale aus Giesing. Wahrscheinlicher ist, dass Schmöller wieder zur U21 zurückkehrt.

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Doch die Bosse dürften sich darüber im Klaren sein: Jetzt braucht es einen Feuerwehrmann, der schon auf dieser Ebene gearbeitet hat. Nachdem für Präsident Robert Reisinger Tobias Schweinsteiger (zuletzt Osnabrück) den falschen Stallgeruch hat und Daniel Bierofka ein Engagement beim BFV vorzieht, richtet sich der Fokus auf die (weiteren) üblichen Verdächtigen: Marco Antwerpen, Tomas Oral, Bernhard Trares, Patrick Glöckner (er wurde noch nicht kontaktiert) - oder geht’s doch in eine ganz andere Richtung? Klar ist: Dirk Schuster, zuletzt in Kaiserslautern, dürfte in einer Preiskategorie sein, die sich Sechzig nicht leisten kann.