VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Kommt jetzt endlich Bewegung rein in die verkrusteten Strukturen des deutschen Fußballs?

Die Mehrheit der 36 DFL-Klubs (24 Ja-Stimmen) öffnet die Bühne für einen Investor, der bis zu einer Milliarde Euro in den Topf spülen soll.

Das Fanbündnis “Unsere Kurve” hat die Entscheidung als “Rückschlag” bezeichnet: “Die wohlfeilen Worte der DFL in der Coronapause haben sich endgültig in Luft aufgelöst. Geld steht über allem”, sagte die Faninitiative gegenüber der Nachrichtenagentur SID: “Die Einzigartigkeit des deutschen Fußballs wird für ein aussichtsloses Rattenrennen mit der Premier League über Bord geworfen. Ein Investor, dem man rote Linien in den Vertrag schreiben muss, kann nicht im Sinne des Sports sein.”

Die Entscheidung verschärfe “die ungleichen Chancen in den deutschen Ligen zugunsten eines zunehmend künstlichen Produktes der internationalen TikTok-Welt.” Eine Beteiligung der Mitglieder in den Vereinen sowie der Dialog mit den Anhängern scheine “in zukunftsweisenden Entscheidungen der DFL keine wichtige Rolle zu spielen”.

Der Plan der DFL: Sechs bis neun Prozent der Anteile einer DFL-Tochter für 20 Jahre an den Höchstbietenden zu verkaufen. Die Erlöshoffnung liegt mit Beginn der Saison 2024/2025 zwischen 800 Millionen und einer Milliarde Euro. Sechs Unternehmen sollen ihr Interesse an einer Partnerschaft mit der DFL bereits bekundet haben.

Zum Vergleich: Der noch bis Sommer 2025 laufende TV-Vertrag der Premier League hat ein Volumen von über vier Milliarden US-Dollar, allein zwei Milliarden US-Dollar kommen aus der Auslandsvermarktung.

Welche Auswirkungen hat die DFL-Entscheidung auf die Dritte Liga? Erstmal keine, außer, dass die Finanzschere zwischen der Zweiten Liga und der Heimat der Löwen noch größer wird als sie schon ist. Aktuell bekommt 1860 aus dem TV-Topf rund 1,3 Millionen Euro. Zweitliga-Aufsteiger SV Elversberg kassiert in dieser Saison als Neuling, der quasi ein Neueinsteiger in der Fünf-Jahres-Wertung ist, 7,4 Millionen Euro. Der Reiz aufzusteigen, wird für die Drittliga-Klub noch größer - es sei denn, man nistet sich wie 1860 in dieser Spielklasse ein und findet die Bühne für sich passend und attraktiv.

Es ist stark davon auszugehen, dass der Widerstand der Fanszene in den letzten Spielen bis zur Winterpause größer wird.