VON OLIVER GRISS

Man hatte am Dienstagnachmittag das Gefühl, dass Maurizio Jacobacci (60) es sehr schwer gefallen sein muss, das Trainingsgelände an der Grünwalder Straße 114 zu verlassen. Obwohl der Italo-Schweizer schon Stunden zuvor mit seiner Demission nach 282 Tagen beim TSV 1860 konfrontiert wurde, verließ er erst um 16.04 Uhr die Geschäftsstelle. Er verabschiedete sich höflich von den wartenden Reportern. db24 ging mit Jacobacci zu seinem Dienstwagen. Der Ex-Trainer sagte dann: "Als ich heute Mittag zum Trainingsgelände gefahren bin, wusste ich nicht, dass der Tag so zu Ende geht. Ich wünsche dem Verein alles Gute. Einmal Löwe, immer Löwe."

Heißt: Die “BILD”-Zeitung, die kurz vor Jacobaccis Ankunft an der Grünwalder Straße bereits vom Trainer-Aus berichtete, wusste vor Jacobacci selbst, dass die 0:3-Niederlage in Dortmund eine Pleite zu viel für ihn war. Nach db24-Informationen soll sich der fünfköpfige Mannschaftsrat um Kapitän Jesper Verlaat und Vize Marco Hiller am Dienstagvormittag auch gegen Jacobacci entschieden haben. Das berichtete auch die “AZ”.

Das Training am Dienstagnachmittag leitete bereits U21-Trainer Frank Schmöller, der die restlichen drei Spiele in diesem Jahr gegen Essen, Bielefeld und Mannheim mit einer Sondergenehmigung die Löwen trainieren wird. Der 57-Jährige arbeitet erfolgreich mit der U21, die in die Winterpause als Bayernliga-Vierter geht.

Beide Gesellschafterseiten sollen sich nach db24-Informationen bei der Jacobacci-Personalie einig gewesen sein, dass der Weg des Italo-Schweizers zu Ende ist. “Für Maurizio Jacobacci tut es mir leid, denn er ist ein feiner Mensch”, erklärte Aufsichtsratsboss Saki Stimoniaris gegenüber db24: “Er hat für 1860 viel Gutes getan. Aber wie ihr wisst: Fußball ist auch ein Ergebnissport. Und irgendwann muss man reagieren. Wir danken ihm für seine Arbeit.”

Mit Jacobacci muss auch Co-Trainer Stefan Reisinger gehen, der gestern von der BILD-Zeitung noch als möglicher Nachfolge-Kandidat ins Spiel gebracht worden ist.

Wer folgt auf Jacobacci? Von Aufstiegsheld Daniel Bierofka, der aktuell noch bei der SpVgg Unterhaching unter Vertrag steht, gibts kein Comeback: Der frühere Nationalspieler hatte eine Anfrage der Löwen am Dienstagvormittag abgelehnt. Ihm wurde nach db24-Informationen ein Vertrag bis Sommer 2025 angeboten. Es heißt, Bierofka könne in der aktuellen Konstellation bei den Sechzgern nicht mehr arbeiten - was das heißt, kann sich jeder vorstellen. Auch andere Kandidaten sollen bereits abgewinkt haben. Wen wundert’s: Wer will schon im Giesinger Schlangennest arbeiten?

PS: Die Rundschau im Bayerichen Fernsehen bringt heute ab 18.30 Uhr einen kleinen Beitrag über das Trainer-Aus von Jacobacci.