VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Es war ein richtig buntes Publikum, das sich zur Zoom-PK vom "BündnisZukunft1860" am gestrigen Dienstagmorgen einfand: Bevor es richtig losging, richtete der Hofmann-"Xandi", der in seinem Auto saß und zugeschaltet war, noch schnell sein dunkelblaues Löwen-Cap auf seinem Kopf. Die Optik muss ja passen .Ein anderer Mitstreiter hatte sich seine alte Löwen-Kutte angezogen - und darunter war deutlich ein altes Bundesliga-Trikot mit dem damaligen Hauptsponsor "Löwenbräu" zu sehen, was ihm von Bayerische-Vorstand Martin Gräfer sogleich einen kleinen Rüffel einbrachte: "Du brauchst ein neues Trikot." Sein Konter: "Ich will ja nicht, dass es so aussieht, dass ich der Bayerischen hinterher laufe..." Und auch Allesfahrer Oskar Dernitzky durfte nicht fehlen - bekannt vor allem mit seinen Wort-Beiträgen auf Facebook. Er übernahm sogar kurzzeitig die Rolle der Reporter, als er fragte, wie Gräfer zur 50+1-Regel stehe. Bei 1860 ticken die Uhren eben anders: Da fragen die Fans die Protagonisten und versuchen sie zu kitzeln.

Einer der prominenten Mitinitiatoren heißt eben Gräfer, der seine Unzufriedenheit in den letzten Wochen mehrmals intern, aber auch extern kund getan hat. Und der Vorstand des Hauptsponsors war dann auch der, der die meisten Redeminuten für sich beanspruchte. Was freilich nicht überraschte: Er will mithelfen, dass die Löwen in eine bessere Zukunft gehen - und vor allem wieder miteinander reden. Freilich auch im Eigeninteresse: Die Bayerische hat seit 2016 richtig viel Geld in die Löwen gepumpt.

Und der Versicherungs-Manager stellt klar: Er will sich im Haifischbecken Sechzig nicht positionieren: “Wir sind nicht gegen den ein oder anderen Gesellschafter. Wir sind Mitglied beim e.V. und haben eine sehr positive Brille, was den eingetragenen Verein angeht.” Eine zu blaue Brille? Gräfer: “Es braucht eine Idee, wie man die KGaA auf eine andere wirtschaftliche Grundlage stellen kann.”

Braucht 1860 eine Opposition?

Umfrage endete am 12.12.2023 21:00 Uhr
Ja!
80% (1082)
Nein!
20% (278)

Teilnehmer: 1360

Gräfer erklärte, man wolle auch der Frage nachgehen, wie man dem “Investor helfen kann, seinen Beitrag zu leisten und Vertrauen zurück zu verdienen.” Zur korrekten Einschätzung: Ismaik ist kein Investor, sondern mit 60 Prozent Mehrheitsgesellschafter der KGaA. Und: Er leistet seit Jahren seinen Beitrag. Er hat sich zudem 2017, nach dem kräftezehrenden Doppelabstieg aus der ersten Linie zurückgezogen - auch um den e.V. machen zu lassen. Das Ergebnis ist bekannt.

Als neues Team Profifußball will Gräfer nicht gesehen werden: “Wir sind keine Opposition für irgendwas, wir sind auch keiner der beiden Gruppen zuzuordnen. Wir sind kein Vereinsgremium.” Heißt: Man wolle sich aus den politischen Ränkespielchen raushalten. Dabei bräuchte 1860 dringend eine Opposition.

Gräfers Appell: “1860 hat unglaublichen Donnerhall und steht jetzt an der Wegscheide, ob er vergeht und man in den unteren Ligen zuhause ist, aber nach vorne bringen kann. Dazu braucht es eine Vision, dazu braucht es auch Kommunikation…Sechzger sollen gemeinsam ein Bier trinken - und nicht ihre Weltanschauung um die Ohren hauen.”

Wenn’s nach Gräfer geht, mit einer etwas verrückten Zukunftsvision: “Man kann sich heute schon vor den Fernseher setzen und einem Musikkonzert in Sydney beiwohnen. Warum so etwas nicht im Grünwalder Stadion?” Gräfers Vorschlag wird schon allein am TV-Rechtepaket scheitern. Auch in fünf Jahren, es sei denn, 1860 würde sich aus dem Profifußball wieder verabschieden. Und das will eigentlich keiner. Oder doch?