VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Im Münchner Rathaus ist der TSV 1860 seit Jahren ein Schenkelklopfer - die Uneinigkeit im Klub sorgt für großes Kopfschütteln bei den Stadt-Politikern.

Weil genau vor einem Jahr ein großer Stadion-Gipfel mit Präsident Robert Reisinger, Geschäftsführer Marc Pfeifer und Aufsichtsrat-Boss Saki Stimoniaris mit OB Dieter Reiter sowie Verena Dietl stattgefunden hat und seitdem eigentlich nur wenig passiert ist, meldet sich jetzt die frühere 1860-Verwaltungsrätin Dietl in der “AZ” zu Wort: “Es haben immer wieder Gespräche stattgefunden zwischen der Stadt und den Löwen. Aber geliefert haben sie nicht. Eine Studie, wie man die Kapazität auf 25.000 erhöhen könnte, liegt weiter nicht vor. Offen ist auch die Frage, ob der Verein weiter mieten möchte – oder ob das Stadion in Erbpacht übernommen beziehungsweise eine Betriebsgesellschaft gegründet wird. Langsam geht unsere Geduld zu Ende.”

Heißt: Dietl spielt den schwarzen Peter an die Grünwalder Straße 114 rüber. “Ich werde wirklich ungeduldig. Die Stadtspitze will dem Versprechen an den Verein, vor allem aber an die Fans nachkommen. Wenn man die Situation jetzt wieder bei Sechzig sieht, wird es aber wohl wieder Monate dauern, Fragen zu klären”, so Dietl, die glaubt, dass 1860 trotz der angespannten Lage “nie untergehen” wird: “Die Löwen werden immer Bestand haben. Ich bin nicht nur mit der KGaA und dem Präsidium im Gespräch, sondern mit vielen, die Sechzig verbunden sind. Ich spreche natürlich auch mit der Fanszene, den Faninitiativen und Organisationen. Bestand haben ja vor allem die Fans, denen gilt unser Versprechen. Aber natürlich brauchen wir als Stadt auch klare Ansprechpartner, um etwas voranbringen zu können. Wir brauchen klare Absprachen, um Entscheidungen zu treffen.”

Woran hakt’s dann? Dietls Vorwurf: “Sechzig hat immer wieder neue Themen aufgemacht. Wollen sie doch einen anderen Standort? Wollen sie doch mehr Kapazität? Ich habe auch Kontakte hergestellt für ein eigenes Gutachten, mit dem die Löwen mehr Zuschauer ermöglichen wollten. Aber: Wir brauchen eben klare Signale, wohin die Reise gehen soll.”

Und zur Stadion-Frage gibt es unterschiedliche Ansichten im Klub: Während die e.V.-Seite gerne für immer im Stadtteil Giesing bleiben würde, hat die KGaA berechtigte Zweifel an einer fruchtbaren Zukunft im Grünwalder.

Verständlich: Schon jetzt beträgt die jährliche Miete rund 1,6 Millionen Euro Miete. Sollte das Stadion wider Erwarten doch einmal umgebaut werden, würden die Kosten mit ziemlicher Sicherheit steigen. Schon jetzt haben die Löwen einen klaren Wettbewerbsnachteil: Keine Logen! Keine Infrastruktur! Keine Namensrechte! Keine Catering-Erlöse!

Wie war der Kontakt zu Geschäftsführer Marc Pfeifer? Dietl: “Wir haben gute Gespräche gehabt. Aber auch von ihm wurden Sachen verzögert, Dinge nicht vorgelegt wie angekündigt. Ich hätte mir gewünscht, dass wir heute schon weiter wären.”

Es wird immer klarer, dass die Rückkehr ins Grünwalder Stadion die Löwen in die Steinzeit zurückgebracht hat. Einziger Profiteur: Die Stadt München, die mit der ruinösen Kultstätte ordentliche Einnahmen generiert.

Immerhin gibt’s jetzt einen kleinen Lichtblick: Dietl ist gesprächsbereit, dass die Stadion-Kapazität möglicherweise von 15.000 auf 17.182 Fans erhöht wird.