VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Die renommierte "Süddeutsche Zeitung" titelte in ihrer Montagsausgabe: "Fans gegen Jacobacci." So wird schnell der Eindruck erweckt, dass die gesamte Löwen-Anhängerschaft ein Problem mit Trainer Maurizio Jacobacci hätte, in Wirklichkeit wurde das Plakat ("Wenn das Feuerwerk nur auf den Rängen kracht, dann ist der Trainer fehl am Platz") aber nur von einem Teil der selbst seit Monaten uneinigen Ultra-Szene hochgezogen. Die Botschaft ist also wenig repräsentativ - genauso wenig, als wenn andere Fans in der Stehhalle ihre Ablehnung gegen Robert Reisinger zeigen und das durchgestrichene Konterfei des Präsidenten auf ihren T-Shirts tragen. Aber wer die politischen Spielchen im Hintergrund kennt, kann vermuten, woher die Stimmungsmache kommt. Siehe Daniel Bierofka und Michael Köllner.

"Wenn das Feuerwerk nur auf den Rängen kracht, dann ist der Trainer fehl am Platz": Die Ultras stellen sich nach Marc Pfeifer nun auch gegen Maurizio Jacobacci und widmen ihm beim 0:0 gegen Dresden ein Plakat. Teilst Du diese Meinung?

Umfrage endete am 21.10.2023 21:00 Uhr
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Ja, ich bin auf der Seite der Ultras!
15% (791)

Teilnehmer: 5168

Bei den Löwen wurde nach dem mehr als achtbaren 0:0 gegen Tabellenführer Dynamo Dresden deswegen mal wieder mehr über die Nebengeräusche gesprochen als über die Leistung der eigenen Mannschaft - und das zeigt einmal mehr, wie zerrissen dieser Klub eigentlich ist.

Jacobacci selbst hatte bei “MagentaSport” über das Plakat gesagt: “Ich habe einfach meine Meinung gesagt über die Situation, die entstanden ist, dass wir viel Zeit verloren haben in diesem Moment.” Beim 0:1 in Ulm hatten die Ultras mit ihrer Pyro-Party in der zweiten Hälfte dafür gesorgt, dass das Spiel mehrmals unterbrochen werden musste, und dadurch die Löwen überhaupt nicht in einen Spielfluß gekommen sind. Was anderes hatte Jacobacci nicht gemeint - und es war auch keine Entschuldigung für das schlechte Spiel seiner Mannschaft. “Aber wie gesagt, jeder hat das Recht, seine Meinung kundzutun. Mir ist es wichtig, dass ich mich auf das Wesentliche konzentriere. Und das ist natürlich die Mannschaft und das Spiel”, erklärte der 60-Jährige. Gegenüber db24 sagte Jacobacci: “Das interessiert mich nicht, solange meine Mannschaft in Ruhe gelassen wird.” Doch die bekommt den Zirkus natürlich mit.

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Und Jacobacci wirbt um Geduld für seine neu zusammen gestellte Mannschaft: “Es ist natürlich schwierig. Wenn man gewinnt, ist alles gut. Wenn man verliert, ist alles schlecht. Ich glaube, man sollte schon verstehen, dass man einer Mannschaft wirklich Zeit lassen sollte.”

Die Löwen stehen aktuell auf Platz 13 - mit drei Punkten Rückstand auf Platz fünf. Dass dieses Team nicht um den Aufstieg spielen kann, das wusste man schon in der Sommerpause, denn die Gesellschafter hatten nicht dafür gesorgt, dass die sportliche Kommandobrücke seriös einen Kader zusammenstellen kann. Zunächst war zum gemeinsam verabschiedeten 4,5 Millionen-Budget kein weiteres Geld da (rund zwei Millionen Euro weniger als in der Vorsaison), dann sprangen diverse Wunschspieler ab und haben bei anderen Klubs unterschrieben. Erst später machte der Klub nochmal eine Million Euro frei und legte personell nach. Trotzdem glaubt Jacobacci an seinen Kader: “Wenn man einer Mannschaft Zeit lässt, zu wachsen, sich einzubringen, sich wohlzufühlen, wo sie dann zu Hause ist, dann kann natürlich etwas sehr, sehr Gutes entstehen. Diese Mannschaft hat Potential. Man kann nicht immer den Stab über sie brechen, wenn etwas nicht optimal läuft.”