VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Martin Gräfer sah das 0:1 in Ulm von der Haupttribüne aus. Natürlich war der Versicherungsmann nicht erfreut, dass der TSV 1860 einen neuerlichen sportlichen Rückschlag erlitten hat. Sein Traum bleibt weiterhin der Aufstieg in die Zweite Liga. Am Freitag meldete sich der Vorstand des Hauptsponsors “Die Bayerische” zu Wort. Er fordert nichts anderes, was db24 seit Jahren fordert: Einen nachhaltigen Plan für den Profifußball des TSV 1860. Es geht nicht um schnelle Ersthilfe bei der Besetzung eines Sportchefs, sondern um ein gut durchdachtes Konzept. So wie Gräfer denken viele Sponsoren des TSV 1860. Gräfers Statement im Wortlaut:

Seit 2016 gehen wir als die Bayerische mit den Löwen des TSV 1860 München sprichwörtlich durch “dick und dünn”. Dabei fühlen wir uns durch eine enge Zusammenarbeit auch mit dem Verein TSV München von 1860 e.V. verbunden.

In diesen Tagen wird einmal mehr deutlich, wie entscheidend es ist, gemeinsame Ziele zu verfolgen, Differenzen wertschätzend und respektvoll beizulegen oder mitunter auch unterschiedliche Meinungen einfach mal zu akzeptieren.

Was es braucht, ist einen konkreten Plan, der dem Fußball die bestmöglichen Rahmenbedingungen bietet. Das Ziel muss darin bestehen, den Aufstieg zu erreichen. Er muss klare Ideen zu allen drängenden Fragen beinhalten. Wie wird die wirtschaftliche Basis spürbar und nachhaltig ausgebaut? Wie kann eigentlich die seit Jahrzehnten offene Stadionfrage dauerhaft gelöst werden? Welche Sportkompetenz wird zusätzlich benötigt, um sich wirklich zu verbessern? Wie gelingt es, die Anhängerinnen und Anhänger unter dem Banner des Löwen zumindest in den großen Fragen zu einigen? Wie wird der Umgang zwischen so unterschiedlichen Gesellschaftern auf ein Niveau gehoben, welches einen Dialog auf Augenhöhe zur Normalität werden lässt?
Sicher sind noch eine Reihe weiterer Fragen hinzuzufügen. Als Hauptsponsor, der nicht auf kurzfristige Ergebnisse ausgerichtet ist, wollen wir einen Beitrag dazu leisten, diese Fragen zu klären. Vielleicht gelingt das nicht an jeder Stelle, vielleicht bleiben Konflikte offen. Das kann aber nicht davon abhalten es anzugehen.

Wir haben Vertrauen in das Präsidium und die Organe des Vereins und das gilt auch für die Ansprechpartner des Hauptgesellschafters im Aufsichtsrat der KGaA. Wir arbeiten ausgesprochen gerne mit der Geschäftsführung zusammen und sind sehr beeindruckt gerade über die Erfolge bei Gewinnung und Bindung von Sponsoren. Auch unsere eigene und sehr frühzeitige Vertragsverlängerung wäre ohne diese gute Zusammenarbeit kaum vorstellbar gewesen.

Personelle Kontinuität auf allen Ebenen ist wichtig für eine nachhaltige Entwicklung. Einig sind sich alle Beteiligten, das weiteres Knowhow im sportlichen Umfeld benötigt wird. Diese Frage zu lösen, ist sicher entscheidend gerade für die aktuelle Phase.

Wir sind bereit, einen Beitrag zu leisten und haben einen konkreten Vorschlag entwickelt, den wir aktuell mit den Verantwortungsträgern diskutieren. Auch wenn es sich banal anhört oder von enigen als naiv abgetan werden könnte, es wird eben doch nur gemeinsam gehen.

Abseits von den Ergebnissen einzelner Spieltage, in Ulm war auch ich persönlich sehr frustriert, geht es uns um die mittelfristige Entwicklung der Löwen. Tradition kann nicht darin bestehen, eine Art Freilichtmuseum zu werden. Tradition bedeutet auf Basis der eigenen Werte ein Feuer immer wieder neu zu entfachen. Dazu gehören auf jeder Ebene Anstand und Respekt gerade ,wenn es um Kritik an handelenden Personen geht. Löwen sind nur im Rudel stark - ein sich dauerhaft streitendes Rudel wird verlieren und im Wettbewerb nicht überleben.

Heute freue ich mich auf das Spiel morgen gegen Dresden. Ich bin sicher ein unverbesserlicher Optimist und bin wirklich davon überzeugt, dass die Löwen über sich hinauswachsen können. Ich tippe auf ein 2:1 und freue mich darauf, das Spiel aus einer für mich neuen Perspektive in der Kurve, vor der legendären Anzeigentafel, zu erleben!