VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

An der Grünwalder Straße 114 tat sich am Mittwochvormittag zunächst lange nichts. Das für 10.30 Uhr vorgesehene öffentliche Training fand zunächst im Kabinentrakt statt: Aufarbeitung der bitteren 0:1-Pleite in Ulm. Als dann um 11.30 Uhr dann ein LKW von "Früchte Feldbrach" vorfuhr und frisches Obst lieferte, scherzte ein Dauer-Kiebitz mit italienischen Wurzeln: "Das sind die Vitamine für das Heimspiel gegen Dresden."

Und dann kamen die Sechziger kurze Zeit später dann doch noch raus: Um 11.48 Uhr schritt Trainer Maurizio Jacobacci als erster aus der Kabine, dann folgten die Spieler. Die Stimmungslage? Wie verprügelte Löwen schlichen sie auf den Einserplatz - das lässt erahnen, dass Jacobacci seiner Mannschaft eine deutliche Standpauke verpasst hat. Die db24-Einzelkritik nach der Auswärtsniederlage:

Marco Hiller (Note 5): Das Timing bei Flankenbällen - das ist eines seiner großen Defizite. Und das frühe Ulmer 1:0-Siegtor, begünstigt durch den starken Wind - segelte ins lange Eck. Darf einem Löwen-Torwart nicht passieren. Dieser Aussetzer hatte für 1860 Konsequenzen.

Niki Lang (Note 4): Sah früh Gelb und limitierte sich dadurch selbst in seinem Zweikampfverhalten. Nach 25 Minuten war die Partie für ihn beendet. Er musste mit Kniebeschwerden ausgewechselt werden. Ein gebrauchter Tag für ihn.

Jesper Verlaat (Note 2): Hinten, vorne, überall - der Kapitän wird seiner Sonderstellung im Team gerecht. Schade, dass es nicht mehr Spieler mit seiner Einstellung gibt.

Tim Rieder (Note 4): Seine Vielseitigkeit ist seine große Stärke: Beim 1:0 gegen Verl noch im zentralen Mittelfeld, diesmal in der Abwehrzentrale. Warum ihn Jacobacci aus einer funktionierenden Rolle wieder rausnahm, bleibt das Geheimnis des Trainers. Zur Gesamt-Stabilität der Mannschaft trug diese Maßnahme nicht bei.

Leroy Kwadwo (Note 3): Sollte für Herz-Löwe Greilinger den linken Außenverteidiger geben: Hinten stand der Ex-Duisburger stabil, nach vorne fehlten die entscheidenden Meter.

Niklas Tarnat (Note 4): Unauffällige Partie. Zu verhalten, um notwendige Impulse zu setzen. Im Mittelfeld braucht’s Griffigkeit und Dominanz - konnte der Sohn des früheren Bayern-Stars Michael Tarnat nicht bieten.

Marlon Frey (Note 6): Freyfahrtschein für Jacobaccis verlängerten Arm? Lief nur hinterher. Nicht mehr als ein Chefchen. Supertyp, kann aber 1860 in dieser Verfassung leider nicht helfen.

Albion Vrenezi (Note 6): Nur noch ein Schatten seiner selbst. Schade, weil er prinzipiell mit außergewöhnlichen Qualitäten (Schnelligkeit, Technik, Torabschluss) gesegnet wäre.

Eroll Zejnullahu (Note 5): Konnte für sich behaupten, dass er die einzige Torchance der Löwen hatte. Doch um seinen Platz zu behaupten, braucht es deutlich mehr. In der robusten Dritten Liga braucht es auch eine gute Körpersprache. Da kommt zu wenig.

Julian Guttau (Note 5): Virus-geschwächt war er nicht im Stande, dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken.

Joel Zwarts (Note 6): Träumt von der Premier League - mit Leistungen wie diesen wird er sein Torkonto (aktuell drei Treffer) nicht mehr recht verbessern können. Viel zu viel Alibi: Lauf- und zweikampfschwach. Hat von Spiel zu Spiel immer mehr abgebaut.

Kilian Ludewig (Note 4): Er versuchte nach seiner frühen Einwechslung zumindest für Schwung zu sorgen - von Erfolg gekrönt waren seine Aktionen aber auch nicht.

Fabian Greilinger (Note 4): Kam als Joker in eine Phase, als das Spiel eigentlich schon verloren war.

Tarsis Bonga (Note 5): Orientierungslos als später Einwechselspieler.

Valmir Sulejmani (Note 5): Schwacher Kurzeinsatz.

Maurizio Jacobacci (Note 5): Traf viele Fehlentscheidungen, sprengte die erfolgreiche Verl-Siegerelf (Greilinger und Ludewig raus), um einen Platz für Marlon Frey zu finden - ein klassisches Eigentor. Und als die Ulmer mit einem Anrennen der Löwen rechneten, diskutierte der Italo-Schweizer mit seinem Assistenten Franz Hübl minutenlang über die neue Marschroute. Als das Spiel dann fast vorbei war, brachte Jacobacci in der 86. Minute Bonga & Sulejmani. Richtig wäre gewesen, spätestens ab der 60. Minute Lakenmacher als zweiten Stürmer zu bringen, um den Druck zu erhöhen. Dritte Liga ist vor allem Standards, Kraft und Wucht.