VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Nachdem das erste TV-Interview bei MagentaSport eher in Richtung Schönreden ging ("Wir haben heute sehr, sehr viel gut gemacht"), wirkte Trainer Maurizio Jacobacci in der Pressekonferenz nach der 0:1-Pleite in Ulm schon wieder etwas reflektierter: "Wir verlieren durch ein Tor, das so nicht fallen sollte. Die Flanke ist zu einem Torschuß gereift. Sowas sieht man nicht alle Tage." Marco Hiller, der Löwen-Torwart, machte dabei alles andere als eine gute Figur. Als Jacobacci dann sagte, dass "wir viel Ballbesitz und einige gute Aktionen hatten, obwohl wir gegen den Wind spielten", rollte sein Gegenüber Thomas Wörle kurz die Augen und schmunzelte.

Die Jacobacci-Analyse der zweiten Hälfte fiel dann aber doch recht deutlich aus. Der 60-Jährige ärgerte sich aber trotzdem, dass nach dem Seitenwechsel der Wind plötzlich weg war. “Wir haben es nicht verstanden, in der zweiten Halbzeit Ruhe in unser Spiel zu bringen, haben viele ungenaue Pässe in die Tiefe gespielt. Bis auf einen Volleyschuß hatten wir keine zwingende Chance. Wir hatten wenig Präsenz in der Box, waren viel zu hastig und unpräzise, haben zu wenig über die Flügel gespielt und konnten uns nicht im Eins-gegen-Eins durchsetzen.”

Eigentlich hatten die Löwen während der gesamten 96 Minuten gegen einen Aufsteiger nur eine Torchance, als Eroll Zejnullahu in der ersten Hälfte aus 18 Metern abzog, aber dieser Ball für den Ulmer Keeper keine Probleme darstellte - das war’s dann aber schon mit der Löwen-Herrlichkeit. Die Mannschaft wirkte über die gesamte Spielzeit total verunsichert, zudem nicht richtig sortiert und ohne jeglichen Offensivdrang. Warum Jacobacci die Zentrale veränderte und den formschwachen Marlon Frey zurück in die Startelf holte, das bleibt sein Geheimnis. Unter dem Strich muss sich der frühere Schweizer Profi eingestehen, dass er mit dieser Maßnahme nicht dafür gesorgt hat, dass die Stabilität in der Mannschaft besser wurde - im Gegenteil. Die Löwen hatten kaum Zugriff gegen die robusten Ulmer, die nach diesem Heimsieg auf Platz zwei in der Drittliga-Tabelle vorrückten, während 1860 im tristen Mittelfeld rangiert.

Ulms Trainer Thomas Wörle, früherer U21-Kapitän des TSV 1860, war nach dem Schlußpfiff einfach nur glücklich: “Ich freue mich extrem, dass seit 23 Jahren das Stadion bei einem Ligaspiel wieder ausverkauft war. So eine Kulisse ist überragend. Wir waren von Anfang gut drin, haben die letzte Viertelstunde vor der Pause aber das Feld geräumt. Trotzdem haben wir nur einen Distanzschuß zugelassen.” Auch in der zweiten Hälfte habe man keine klaren Chancen zugelassen. “Hintenraus hatten wir noch einige gute Umschaltaktionen. Die Art und Weise, wie wir agiert haben, war beeindruckend. Die Führung, auch wenn sie glücklich war, hat uns in die Karten gespielt.”

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