VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Wenn die Macher von transfermarkt.de demnächst wieder die Köpfe zusammenstecken, um ihr Update für die Dritte Liga zu machen, dann werden sie bei Löwen-Profi Julian Guttau nicht dran vorbeikommen, dessen persönlichen Marktwert anzuheben. Aktuell liegt der gebürtige Hallenser bei einer Börse von 275.000 Euro - für einen Spieler, der in den letzten Wochen einen enormen Qualitätssprung gemacht hat, deutlich zu wenig. Auch Trainer Maurizio Jacobacci hat bereits bemerkt, dass Guttau zugelegt hat: "Er kam zu uns als U21 und ist bei uns zum Mann gereift." Ein Kompliment.

Guttau ist vielleicht das beste Beispiel im Löwen-Kader, dass Jacobacci auch Spieler entwickeln und formen kann - manchmal auch mit der Brechstange. Präsentierte sich der ablösefreie Neuzugang aus Freiburg mit der Nummer 7 in der Vorbereitung noch sehr zurückhaltend und wurde bei der 1:2-Heimpleite gegen Lübeck, als ihm das 1:0 gelang, aus taktischen Gründen frühzeitig ausgewechselt, prägt der 23-jährige Linksaußen inzwischen das Spiel des TSV 1860 mit - mit Werten, die in der Dritten Liga besonders gefragt sind: Hohe Widerstandsfähigkeit, saubere Technik, Torgefährlichkeit und überdurchschnittliches Laufpensum. “Er hat eine Entwicklung hinter sich und spielt jetzt auch so, wie ich mir das wünsche”, sagte Jacobacci am Dienstag an der Grünwalder Straße 114: “Er geht in die Zweikämpfe, kann sich auch gegen stärkere, robuste Gegner wehren. Das ist enorm wichig - in der Dritten Liga sowieso, in der die Zweikämpfe das Maß aller Dinge sind.”

Und weiter: “Julian hat ein Riesen-Laufpensum gegen Halle hingelegt. Er war gegen Halle der Spieler, der am meisten bei uns gelaufen ist. Er ist über 12 Kilometer gelaufen - ganz sicher.” Was Jacobacci, früher selbst ein excellenter Fußballer in der Schweiz, aber besonders freut: Guttaus Technik. “Er kann ohne Probleme aus dem Stand und dem Fußgelenk heraus einen 40-Meter-Ball spielen. Er hat auch einen guten Schuß, schlägt gute Flanken, gute Laufwege.” Und das wirkt sich auch auf seine persönliche Ausbeute aus: beim 2:0 in Halle erzielte er den Endstand - es war bereits sein drittes Saisontor und das am 7. Spieltag.

Eine Quote, die er bei seinen anderen Drittliga-Stationen in Halle oder Freiburg nicht erreicht hat. Und: Guttau steht mit seinen 23 Jahren bereits bei 148 Drittliga-Einsätzen. Sollte er im Wiesn-Heimspiel gegen Verl (Samstag, 14 Uhr, db24-Ticker) eingesetzt werden, wovon auszugehen ist, gibt’s am 3. Oktober bei Guttau ein Jubiläum zu feiern, wenn der TSV in Ulm antritt - nämlich seinen 150. Einsatz in der dritthöchsten Spielklasse. Sein gleichaltriger Kollege Fabian Greilinger liegt aktuell bei 93 Drittligaspielen, was verdeutlicht: Mit Guttau haben die Löwen im Sommer ein besonderes Profil verpflichtet. Dieser Deal war einer der letzten Amtshandlungen von Günther Gorenzel als Sport-Geschäftsführer bei 1860, bevor er nach Klagenfurt flüchtete…