VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Der Presseraum an der Grünwalder Straße 114 war am Freitagnachmittag voller als sonst - aus zwei Gründen: Zum einen belastet die sportliche Krise mit dem Absturz auf Platz 16 den TSV 1860 München, zum anderen aber auch die üblen Gerüchte um mögliche Unsauberkeiten im Transfergebaren, [die der e.V.-nahe Fanblog sechzger.de am Mittwoch thematisiert hatte und bei seiner Darstellung auch im Nachgang bleibt.](https://www.dieblaue24.com/1860/28091-fanportal-haelt-an-darstellung-fest-1860-wird-ein-fall-fuer-die-gerichte) Explizit wies Pressesprecher Rainer Kmeth vor Beginn der PK darauf hin, dass nur Fragen zum Halle-Spiel gestattet seien - und trotzdem nannte Jacobacci dann doch ein Beispiel zur Thematik: "Ich kann nur arbeiten, arbeiten. Ich bin ein ehrlicher Mann, der direkt die Sachen anspricht. Ich fokussiere mich auf das Hier und Jetzt. Ich bin voll bei der Sache. Ich kann aber ein Beispiel nennen, was Falschmeldungen anbelangt. Ich muss aus der Ferne erfahren, dass ich der Mannschaft bei unserem Sponsorentermin auf der Wiesn ein Trinkverbot auferlegt hätte. Das kam aus einer Berichterstattung aus der Schweiz, die das hier aus München irgendwo aufgenommen hat, aber wahrscheinlich nicht selbst recherchiert hat. Die haben das einfach in ihrem Portal geschrieben, dass die bestellten Maß Bier nur als Fotomotiv dienten..."

Jacobaccis Warnung an mögliche Nachahmer: “Man muss verstehen, was das auslösen kann. Ich würde mich ja lächerlich machen, wenn ich sowas machen würde. Das sind Falschmeldungen, aber die werden geschrieben, gelesen und man bildet sich auf dies eine Meinung. Es kann einen Schaden auslösen, den man nicht mehr korrigieren kann.” Und in dem neuesten Fall können diese Gerüchte sogar Jacobaccis weitere Trainerzukunft verbauen. Dass Jacobacci einen Berater hätte, bestreitet er zudem vehement: “Ich habe keinen Berater, aber das wissen die Herren hier bei 1860 München.”

Jacobacci hat bei der Besetzung seiner Stammelf die Qual der Wahl: Bis auf Rekonvaleszent Phillipp Steinhart hat der Löwen-Dompteur für das schwierige Auswärtsspiel in Halle (Samstag, 16.30 Uhr, db24-Ticker) alle Mann an Bord, selbst Außenverteidiger Kaan Kurt stand am Freitag nach seinen auskurierten Muskel-Wehwehchen im Abschlußtraining an der Grünwalder Straße 114 wieder auf dem Platz - genauso wie Fabian Greilinger und Morris Schröter. Das Duo wurde bei der empfindlichen 1:2-Pleite in Ingolstadt schmerzlich vermisst. Jacobacci: “Es ist schön zu sehen, dass bis auf Steinhart dabei sind. Leider müssen wir Spieler zu Hause lassen, die es auch verdient hätten, dabei zu sein. Das tut immer weh. Das ist für mich das Schlimmste. Wir dürfen nur 20 Spieler mitnehmen.” Valmir Sulejmani und Kilian Ludewig hat es diesmal getroffen, das Duo blieb in München.

Wie wird Jacobacci seine Stammelf in Halle formieren? Es ist sehr wahrscheinlich, dass Schröter und Greilinger in der Anfangself dabei sind und für neuen Schwung sorgen sollen. Greilingers größtes Gut ist sein Wille - und beim erfahrenen Schröter setzt man aufs Tempo und Dribbling.

Nach vier Niederlagen in Folge wäre ein Erfolg in Sachsen-Anhalt ratsam, auch um die Ergebniskrise, wie es Jacobacci selbst umschreibt, zu beenden - und die anderen Nebengeräusche zu minimieren. Jacobacci: “Wir haben eine sehr gute Woche gehabt, die mit unserem Wiesn-Auftritt begann. Es war eine gute Sache, auch einmal etwas Anderes zu erleben. Die Trainingswoche war auch gut. Die Stimmung ist trotz der Resultate gut. Wir wissen, dass in Halle ein schwieriges Spiel auf uns wartet.”

Druck spürt Jacobacci aber nicht: “Es gibt Druck im Privatleben, gesundheitlich. Eigene Kinder, die vielleicht krank sind und keine Arbeitsstelle haben. Das sind existenzielle Drücke. Hier? Das ist Sport, das ist Fußball - es gibt Ups und Downs.” Sein Wunsch: “Man hat immer die Möglichkeit, etwas zurecht zu biegen. Ich muss ehrlich sagen: Ich arbeite wirklich sehr gerne mit dieser Gruppe. Ich spüre ja das Innenleben. Entscheidend ist: Nach Niederlagen aufzustehen und weiter an unsere Qualitäten zu glauben. Und die Mannschaft glaubt an ihre Qualitäten. Ich kann mich nur wiederholen: Ich habe eine tolle Truppe hier - ich bin überzeugt, dass diese Mannschaft noch von sich reden macht.”