VON OLIVER GRISS UND ORYK HAIST (IMAGO)

In einem Interview mit dem Münchner Anzeigenblatt "Wochenanzeiger" hat Präsident Robert Reisinger (59) mehrere Thesen aufgestellt - auf zwei gehen wir explizit ein. Es macht fast den Anschein, der erfolgreiche Unternehmensberater kennt die Spielregeln beim TSV 1860 München beziehungsweise die eigenen Statuten des Klubs nicht so richtig. Die db24-Analyse:

Die Behauptung zu seiner Wunschpersonalie für die sportliche Leitung: “Hätte ich meine Haltung auf Biegen und Brechen durchdrücken wollen, wäre mir das theoretisch möglich gewesen. Das ist aber nicht sinnvoll. Mit verbrannter Erde kann man keine Politik machen. Ich habe den Erstkontakt zu einem renommierten Kandidaten hergestellt, der meiner Ansicht nach unserem gesuchten Profil entsprochen und dem TSV 1860 durch seine Vita und Persönlichkeit außerordentlich gut getan hätte. Bereits beim darauffolgenden Gespräch mit dem Kandidaten saß unser Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer mit am Verhandlungstisch.”

db24 klärt auf: Falsch ist die Behauptung, dass Reisinger Horst Heldt „auf Biegen und Brechen” durchsetzen hätte können. Auch nicht in der Theorie. Er hätte dafür eine Mehrheit im Präsidium benötigt - und genau deswegen scheiterten seine Pläne. Sowohl Hans Sitzberger als auch Heinz Schmidt gingen Reisingers Solo nicht mit. Das Vize-Doppel war auf der Mitgliederversammlung Anfang Juli von Reisingers Plänen überrascht worden, als der Ober-Löwe vor den rund 380 Mitgliedern kommunizierte, dass 1860 auf seine Empfehlung hin bald wieder einen Sportchef von Format haben werde. Und außerdem: Einen Sportdirektor Heldt hätte von den Regularien her Geschäftsführer Marc Pfeifer im Alleingang einstellen können, solange Heldts Gehalt im Sportbudget inbegriffen gewesen wäre. Hätte Reisinger Heldt als möglichen Geschäftsführer gesehen, hätte er dies im 1860-Organ Beirat besprechen müssen. Dort sitzt Reisinger mit Nicolai Walch für den e.V. - Saki Stimoniaris und Andrew Livingston vertreten die HAM. Die Finanzierung dieser Position wäre dann vermutlich der größte Streitpunkt zwischen den Parteien gewesen, nachdem man sich nach dem Gorenzel-Aus einig gewesen sein soll, dass man aus Kostengründen keinen zweiten Geschäftsführer mehr bestellt.

Reisingers Sichtweise, dass der Verwaltungsrat möglicherweise relevant für Personal-Entscheidungen in der KGaA wäre: „Als die unterschiedlichen Ansichten zur Nachbesetzung der sportlichen Leitung innerhalb des Präsidiums deutlich wurden, habe ich den Verwaltungsrat unseres Vereins um ein Meinungsbild gebeten, um die Positionen einordnen zu können. Damit wir wissen, wo wir als Verein stehen. Das Gremium ist dem nachgekommen und hat einstimmig für meinen Vorschlag abgestimmt. Auch daran lässt sich ersehen, dass von einem Alleingang keine Rede sein kann.”

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Umfrage endete am 26.09.2023 13:00 Uhr
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Teilnehmer: 6795

db24 klärt auf: Den Weg zum linientreuen Verwaltungsrat, der Reisinger bereits zweimal in den letzten sechs Jahren als Präsidentschaftskandidaten vorgeschlagen hat, hätte sich der Ober-Löwe sparen können - dieses Kontrollgremium ist ausschließlich für die Belange des e.V. verantwortlich. Der e.V. kann zumindest über dieses Gremium nicht direkt in der Fußballfirma mitmischen. Ob Walch, Königsberg, Seeböck & Co. für Horst Heldt im stillen Kämmerlein abstimmen, ist deswegen nicht kriegsentscheidend. Theoretisch könnte der Verwaltungsrat auch darüber abstimmen, dass der in Giesing beliebte “Trepperlwirt” Ismaiks Anteile kaufen soll. Die Abstimmungen in diesem Kontrollgremium zu KGaA-Themen sind irrelevant. Der Verwaltungsrat kann lediglich zwei Funktionäre in den vierköpfigen Beirat entsenden und dort über die Besetzung der Geschäftsführung mitentscheiden.