VON OLIVER GRISS

9500 Dauerkarten wurden bis dato für die sechste Drittliga-Saison in Serie wieder verkauft - angesichts der desaströsen Entwicklung der letzten Monate beim TSV 1860 und der Ticket-Preiserhöhung bis zu 15 Prozent eine kleine Sensation. Die treuen Fans stehen zu ihrem Verein - egal was passiert, egal wie hart die mentalen Einschläge sind, egal wie groß der Spott ist.

Ergo: Wieder einmal haben die leidensfähigen Anhänger bewiesen, dass sie einzigartig in Fußball-Deutschland sind. Der Löwe ist ein Selbstläufer, selbst in schweren Zeiten. Man will gar nicht daran denken, was passieren würde, hätte dieser wunderbare Klub auch Erfolg. Dieses Szenario ist leider ganz weit weg. Die Fans geben sich mit kleinen Dingen des Lebens zufrieden: Ein bisschen Fußball, Kult ums Grünwalder - und natürlich darf die Party nicht fehlen. Das Leistungsprinzip ist ausgeklickt.

Die Fans haben durch den Treue-Beweis mit dem Kauf einer Dauerkarte wieder vorgelegt (wie in den letzten Jahren) - doch was kommt eigentlich vom Verein und seinen Aktiven zurück? In der Führungsebene sind sie sich uneins wie seit dem Zwangsabstieg 2017 nicht mehr, ein großer Krisen-Gipfel zwischen Präsident Robert Reisinger und Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik ist nicht in Sicht, in der Stadion-Frage ist weiterhin nichts geklärt (Gähn!) - und der aktuelle Kader hat allenfalls besseres Regionalliga-Niveau. Die Transfers von David Richter, Julian Guttau und Marlon Frey reichen nicht aus, um den großen Aderlaß auszugleichen. Es benötigt weitere Verstärkungen. Doch das Budget von 4,5 Millionen Euro soll bereits ausgeschöpft sein, was aufgrund der Dauerkarten-Erlöse äußerst merkwürdig ist. Es zeigt einmal mehr, dass 1860 nicht rentabel sein kann.

Es braucht kreative Lösungen (Verkauf von Talent Morgalla?) - und vor allem endlich ein tragfähiges Konzept. Denn ohne Konzept gibt´s auch keine Verbesserung, sondern Stillstand und Stagnation. Für das Konzept ist ausschließlich - wie in jedem anderen Klub auch - der Mutterverein verantwortlich. Nicht der Investor, nicht die Sponsoren und auch nicht die Fans.

Die Anhänger haben vorgelegt - wie geht ihr mit diesem Pfund um, Sechzig?