VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Zum TSV 1860 ist in den letzten Jahren schon allerhand Kurioses geschrieben worden: Nach dem Zwangsabstieg 2017 zum Beispiel titelten zwei renommierte Zeitungen, dass Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik die Konten leer geräumt haben soll. Die Fantasie wuchs am schwarzen Freitag an der Grünwalder Straße 114 ins Unermessliche.

Jetzt schreibt die “AZ”: “Die Vertreter von Investor Hasan Ismaik haben im Rahmen einer Sitzung folgenden Vorschlag gemacht: Anthony Power, Boss der Fanartikel-Firma, soll die Aufgaben Gorenzels übernehmen und dabei Unterstützung von Aufsichtsrat Saki Stimoniaris erhalten.”

Stimoniaris & Power, die nachweislich wie alle anderen 1860-Funktionäre über keine Fußball-Kompetenz verfügen, sollen jetzt Spieler scouten, Ansprachen an die Mannschaft halten, mit Trainer Maurizio Jacobacci die Taktik austüfteln und dem TSV 1860 ein nachhaltiges sportliches Konzept verpassen? Klingt abenteuerlich und absolut unrealistisch.

Fanartikel-Boss Power dementierte dieses Gerücht umgehend auf seinem Insta-Kanal, postete in seiner Story den AZ-Artikel und schrieb dazu: “Fake News!” Und Stimoniaris sagte beim db24-Treffen im Filmtheater Sendlinger Tor gegenüber db24: “Ich habe selbst nur in der Jugend Fußball gespielt. Ich bin seit der Zeit von Werner Lorant und Karl-Heinz Wildmoser ein großer Fan von 1860. Und wenn man sich Fußball anschaut, ist man noch lange keine Experte für diesen Sport. Und genau so verhalte ich mich auch.” Klarer geht’s nicht…

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Richtig ist nach db24-Infos, dass Power als Ismaiks Statthalter und Stimoniaris als Aufsichtsratsboss die Finanzen der Fußballfirma des TSV 1860 schon seit längerer Zeit genauestens prüfen - und dementsprechend immer wieder Fragen an die Geschäftsführung haben. Und Stimoniaris steht der Geschäftsführung als Aufsichtsratsboss beratend zur Seite. Klingt nach normalen Vorgängen und ist alles andere als unüblich.

Aber macht man dann gleich den Gorenzel?

Richtig ist, dass sich beide Gesellerschafter darüber einig sind, dass man sich in der jetzigen Konstellation keine zwei Geschäftsführer (Brutto-Monatsgehalt zwischen geschätzten 13.000 und 15.000 Euro) mehr leisten will. Der kostengünstigere “Neue” soll im Bereich der Sportdirektor-Ebene unter Marc Pfeifer arbeiten.

Die Frage ist nun: Stecken die Löwen das frei werdende Gorenzel-Gehalt in einen Nachfolger oder doch lieber in die Mannschaft? Genau darüber gibt es jetzt die Diskussion: Die Ismaik-Seite würde das Geld lieber in Verstärkungen investieren, zumal aufgrund des reduzierten Budgets das Geld knapp ist und mit Ex-Kapitän Stefan Lex sowieso ein Sportler in die Geschäftsstelle wechselt. Sein Gehalt war sowieso eingeplant. Der frühere Bundesliga-Profi, der nach dem 2:2 in Zwickau seine aktive Karriere beendet hat, könnte in Verbindung mit Pfeifer, Trainer Maurizio Jacobacci und Chefscout Jürgen Jung vorübergehend Gorenzels Tätigkeiten übernehmen. Zumindest solange, bis sich die Gesellschafter einig sind, wie die grundsätzliche Ausrichtung bei 1860 (sportlich und wirtschaftlich) aussehen soll. Aktuell hat das wenig mit erfolgsorientiertem Profifußball zu tun, darüber sollten sich alle einig sein. Oder glaubt man, dass man 1860 so führen kann?

Soll das freigewordene Gorenzel-Gehalt in neue Spieler oder in einen Nachfolger gesteckt werden?

Umfrage endete am 20.06.2023 22:00 Uhr
Neue Spieler!
73% (2942)
Nachfolger!
27% (1103)

Teilnehmer: 4045

Was man wissen muss: Die Bestellung des Geschäftsführers entscheidet ausschließlich der Beirat - und dort hat der e.V. durch die 50+1-Regel immer das letzte Wort. Bei der Sportdirektoren-Suche ist ausschließlich die Geschäftsführung verantwortlich. Der einzige Gesellschafter, der anweisen kann, ist durch die 50+1-Regel der e.V. Das heißt im Umkehrschluß: Mehrheitsgesellschafter Ismaik kann Personalwünsche nicht durchdrücken. Nicht in der Abstiegssaison 2016/2017 und auch bis heute nicht.